Rheinische Post - Lokales für Mönchengladbach, Viersen, Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal - Freitag, 7. Januar 2011
Der Eiserne Rhein ist "tot"
VON LUDGER PETERS
Mönchengladbach bzw. Kreis Viersen
Das Bundesverkehrsministerium will Pläne für die Bahnlinie zwischen
Antwerpen und dem Rheinland in den nächsten zwanzig Jahren nicht mehr anpacken.
Es gebe besserer Alternativen, heißt es. Niederrheinische Abgeordnete
fordern den Ausbau von Venlo nach Gladbach.
Der Eiserne Rhein wird nicht mehr in Betrieb genommen. "Die Strecke ist
auf zwanzig Jahre tot", erklärte am Donnerstag der Viersener Bundestagsabgeordnete
Uwe Schummer nach Gesprächen im Ministerium. Güter aus Antwerpen sollen
verstärkt über die Bahnstrecke Montzen/Aachen sowie die ausgebaute
Betuwelinie ins Rheinland gebracht werden.
Vor fast zwanzig Jahren wurde die eingleisige und nicht elektrifizierte Strecke
stillgelegt. Wenig später forderte Belgien die Reaktivierung. Dagegen wehrten
sich die Niederlande und die niederrheinischen Städte, durch die die Strecke
führt. Vor drei Jahren schlug der damalige NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke
gar eine komplett neue Strecke an der A 52 entlang vor.
Kürzlich veröffentlichte das Bundesverkehrsministerium eine Neubewertung
von Infrastrukturvorhaben. Dem Eisernen Rhein wurde dabei eine hohe Wertigkeit
eingeräumt. Dagegen wurde der dringend erforderliche und mit 50 Mio. Euro
wesentlich preiswertere Ausbau der Bahnstrecke Venlo-Mönchengladbach aus
dem Ausbauprogramm herausgenommen. Schummer und anderen niederrheinischen Abgeordneten
gelang es, das Ministerium umzustimmen.
Wird die Bahnlinie Venlo-Mönchengladbach zwischen Kaldenkirchen und Dülken
zweigleisig und in Mönchengladbach dreigleisig ausgebaut, kann sie wesentlich
mehr Güter und vor allem Personenverkehr aufnehmen. Der Niederrhein strebt
eine Intercity-Verbindung von Eindhoven über Venlo und Mönchengladbach
nach Düsseldorf an. Von Venlo aus soll die S 28 (Regiobahn) über Viersen
nach Düsseldorf geführt werden. Das niederländische Verkehrsministerium
hat im Sommer zugesagt, es werde sich an den Ausbaukosten auf deutscher Seite
beteiligen.
Aus dem Rennen wäre dann endlich auch die "Viersener Kurve".
Güterverkehre in Duisburg und Venlo stehen nicht in Konkurrenz. In beiden
Logistikzentren agieren zum Teil dieselben Unternehmen. Duisburg soll den Osten
Deutschlands und Europas versorgen, Venlo Süddeutschland und Italien. Eine
Verbindung über die "Viersener Kurve" wäre nicht erforderlich.
Damit wäre Krefeld von Güterverkehr aus dieser Richtung befreit.
Nach Schummers Angaben müssen die geforderten Neubauabschnitte Lärmschutz
erhalten. Außerdem hätte die Jobmaschine Venlo, die in den nächsten
Jahren 10.000 neue Arbeitsplätze schafft, eine bessere Anbindung - gerade
auch für deutsche Arbeitnehmer.
Info
Gespräche in "Berliner Runde"
Die CDU-Parlamentarier Uwe Schummer, Günter Krings, Ansgar Heveling und Leo Dautzenberg sprachen in Berlin mit Staatssekretär Ferlemann.
Kosten
In der Neubewertung waren die Kosten zur Reaktivierung des Eisernen Rheins mit 150 Mio. Euro angegeben worden. Experten gehen aber davon aus, dass sie bei einer Milliarde Euro liegen.