Rheinische Post - Lokales für Viersen, Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal - Montag, 14. März 2011
Eiserner Rhein: Und schon wieder eine Arbeitsgruppe
Kreis Viersen
Belgien, Niederlande und Deutschland richten eine neue Arbeitsgruppe ein, die
sich mit der Zukunft der Güterbahnstrecke "Eiserner Rhein" beschäftigen
soll. Darüber verständigten sich kürzlich der flämische Ministerpräsident
Kris Peeters und NRW-Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger.
Belgien drängt seit Jahren darauf, die zu Beginn der 1990er-Jahre aufgegebene
Strecke von Antwerpen nach Mönchengladbach wieder zu reaktivieren. Nicht
nur in Deutschland und den Niederlanden, auch an Abschnitten auf der belgischen
Seite gibt es heftigen Widerstand. Die Strecke ist ein Symbol des 19. Jahrhunderts
und gilt unter Verkehrsexperten als vollkommen überflüssig. Belgien
wird in diesem Zusammehang vorgeworfen, aus purem Eigensinn an der antiquierten
Streckenführung festzuhalten, zumal sich Güterströme inzwischen
vollkommen anders entwickeln. Die Route ist eingleisig, nicht elektrifiziert,
führt durch Naturgebiete wie den Nationalpark De Meinweg, mitten durch Roermond
und andere Orte wie Wegwerg und Teile Mönchengladbachs.
Seit einiger Zeit rücken die bisher scharf rivalisierenden Seehäfen
Rotterdam und Antwerpen näher zusammen. Es ist zu erwarten, dass sie strategische
Absprachen zur Güterverteilung treffen. Denn das Wachstum von Seefrachten
ist von einzelnen Häfen allein künftig nicht mehr zu verkraften. Es
müssen logistische Konzepte entwickelt werden, die die Warenverteilung ins
"Hinterland" intelligent und möglichst ohne Verluste umsetzen.
Antwerpen wird daher überwiegend Frachten auf die Schiene setzen, die in
südliche Richtung gehen. Dazu gibt es bereits die leistungsfähige Montzenroute.
Die Flamen haben an dieser Strecke kein Interesse, weil sie durch die Wallonie
über Lüttich führt. Auf deutscher Seite mehren sich Stimmen, dass
es nicht einzusehen ist, dass der Streit zwischen Flamen und Wallonen unter anderem
über die Reaktivierung der Strecke des Eisernen Rheins ausgetragen wird.
Immerhin räumte jetzt die für Verkehr verantwortliche belgische Ministerin
Vervotte ein, dass sie nicht damit rechnet, dass vor 2018 ein Zug auf der alten
Strecke fahren wird. Eine völlig andere Wendung kann die Angelegenheit mit
dem neuen Bundesverkehrswegeplan nach 2015 nehmen. Es gibt Hinweise darauf, dass
die historische Strecke gestrichen wird. Sinnvoller ist es aus Sicht der verladenden
Wirtschaft, die Bahnstrecke Venlo-Viersen zweigleisig auszubauen. Hier sind längst
Güterzüge unterwegs, die aus Antwerpen kommen.