Rheinische Post - Lokales für Viersen, Brüggen, Nettetal, Niederkrüchten, Schwalmtal - Montag, 27. Juni 2011

Eiserner Rhein kostet mehr als er einbringt



Kreis Viersen Die Reaktivierung der Güterbahnstrecke "Eiserner Rhein" wird immer unwahrscheinlicher. Eine Studie der Universität Leuven in Belgien kommt zu dem Ergebnis, dass sich die entstehenden Kosten auf Jahre hinaus nicht rentieren werden.

Außerdem hat die Europäische Kommission Fördermittel für weitere Studien von 7,3 auf 4,5 Millionen Euro gesenkt - ein untrügliches Zeichen dafür, dass Brüssel auf längere Sicht keine Chance für die Strecke sieht.

Über die Studie aus Belgien berichtete der niederländische Europa-Abgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsausschusses Peter van Dalen während einer Tagung von Verkehrsexperten auf europäischer Ebene in Aachen.
"Anfang Juli werden Belgien und die Niederlande ihre Gespräche zur Zukunft des Eisernen Rheins als Verbindungsweg für Güter zwischen Antwerpen und dem deutschen Rheinland wieder aufnehmen. Nach einer Kosten-Nutzen-Analyse der in dieser Hinsicht unverdächtigen Universität Leuven wird deutlich, dass der Nutzen dieser Strecke auf Jahrzehnte weit hinter den Kosten zurückbleiben wird.
Hinzu kommt eine sehr leistungsfähige Güterbahnstrecke südlich der niederländischen Grenze, die ausreichende Kapazitäten hat, die so genannte Montzenroute. Belgien sollte diese Strecke erst einmal im Süden der Niederlande auslasten, ehe eine neue Bahnlinie angepackt wird", so van Dalen. Das Geld für Infrastruktur sei in Belgien und den Niederlanden stets knapp. Niederländische Europaparlamentarier beziffern den Streckenausbau auf mehr als 700 Millionen Euro - ohne die auf deutscher Seite entstehenden Kosten für den Ausbau der historischen Trasse.

Peter Van Dalen rät daher dazu, den Ausbau der historischen Strecke erst einmal auf die lange Bank zu schieben. Vor sechs Jahren stellte das internationale Schiedsgericht in Den Haag fest, Belgien haben das Recht darauf, die historische Trasse wieder zu aktivieren. Rein rechtlich kann das Königreich Belgien sogar das Projekt anpacken, muss allerdings 60 Prozent der Kosten selbst tragen. Die Niederlande haben die Gerichtsentscheidung akzeptiert. Doch Belgien will die Kostenverteilung neu verhandeln.

Van Dalen will die Beratungen auf mindestens zehn Jahre aussetzen. Beide Länder sollten auch unter dem Eindruck der wirtschaftlichen Krise und der hohen Staatsverschuldung - dies gilt vor allem für Belgien - ihr Geld nicht in Projekte stecken, die nicht unbedingt verwirklicht werden müssten. Er glaubt, dass die Montzenroute erst 2030 vollständig ausgelastet sein wird, zumal die Betuwelinie bei Emmerich voraussichtlich dreigleisig ausgebaut werde.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Kreis Viersen, 27. Juni 2011

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