Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Dienstag, 9. September 2014
Rock am Ring im JHQ: Der Weg ist frei
Die Stadt kann das gesamte JHQ für fünf Jahre vom Bund
mieten und dann einen Teil der Fläche an Marek Lieberberg verpachten.
Diese Lösung in letzter Sekunde handelten CDU und SPD in Berlin aus.
Noch ist aber nicht alles klar.
von Ralf Jüngermann
Mönchengladbach (RP).
Auf den letzten Drücker zeichnet sich ein Weg ab, der Konzertveranstalter
Marek Lieberberg die Möglichkeit eröffnet, sein Festival
"Rock am Ring"
ab 2015 im JHQ steigen zu lassen.
Die Stadt hat ein Angebot der
Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (BImA)
vorliegen, das gesamte JHQ für fünf Jahre zu mieten.
Der Vorteil: Die Stadt kann dann einen Teil des Geländes an
Lieberbergs Konzertagentur
verpachten, einen anderen Teil an das Land, das dort eine
Erstunterbringung für Asylbewerber
einrichten will.
Der Nachteil:
Die Stadt trägt während der fünf Jahre die Verantwortung für
die Sicherung des Geländes.
Schlegelmilch und Heinrichs beziffern die Kosten, die auf die Stadt für
Miete an den Bund und die Sicherung zukommen, auf einen mittleren sechsstelligen
Betrag pro Jahr.
"Wir können das wirtschaftliche Risiko inzwischen sehr gut einschätzen.
Es ist sehr überschaubar", sagte Hans Peter Schlegelmilch am Montag
der RP.
Felix Heinrichs versichert: "Wir machen bei aller berechtigten Begeisterung
nur, was wirtschaftlich sinnvoll und verantwortlich ist."
Seit Montagabend hat die Verwaltung den Auftrag, das Angebot der
BImA
zu prüfen und eine Entscheidung für die nächste Ratssitzung am
1. Oktober vorzubereiten.
Das beschloss der Rat in nichtöffentlicher Sitzung mit den Stimmen von
CDU, SPD und FDP.
Schlegelmilch und Heinrichs reisten innerhalb weniger Tage durch die halbe
Republik, um Rock am Ring
möglich zu machen.
Sie diskutierten mit Lieberberg in Frankfurt.
Und bekamen auf Vermittlung des Bundestagsabgeordneten Günter Krings
einen Termin mit drei
BImA-Vorständen in Berlin.
Was sich seit Monaten als nahezu unmöglich erwies, gelang in diesem
Gespräch: gemeinsam mit der BImA
einen konstruktiven und pragmatischen Weg zu finden.
Binnen weniger Tage traf das Angebot der BImA
bei Oberbürgermeister Reiners im Rathaus ein.
Und damit hat die Stadt ab sofort zum ersten Mal das Heft des Handelns selbst
in der Hand.
Marek Lieberberg muss so schnell wie möglich wissen, ob er auf die Zusage
aus Mönchengladbach
bauen kann.
Er hält die Verwaltung für einen höchst kompetenten und
verlässlichen Verhandlungspartner, lobte das Engagement der Beteiligten
mehrfach öffentlich.
Wie sehr sich Mönchengladbach
für Rock am Ring
ins Zeug legt, hat für Lieberberg durchaus Bedeutung:
Als eine
Facebook-Seite
von Fans binnen Tagen über 30 000 Unterstützer fand,
kam er eigens zu einer Pressekonferenz in den Hockeypark, um sich zu bedanken.
Dass die verantwortlichen Politiker nun sogar den schweren Tanker
BImA
auf Kurs brachten, dürfte ihm ebenfalls zeigen, wie sehr die Stadt
Rock am Ring will.
Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners versicherte nach Informationen
der RP
gestern in der Ratssitzung, dass die Verwaltung alles daran setzen werde,
so schnell wie möglich zu gesicherten Erkenntnissen zu kommen.
Kommt Rock am Ring,
wäre das der erste große Erfolg der Großen
Koalition - und zwar einer mit Symbolkraft.
Das weiß auch Hans Peter Schlegelmilch:
"Eine Stadt braucht auch Leuchttürme.
Rock am Ring
ist so ein Leuchtturm.
Klappt das, zeigt es, was in dieser Stadt alles möglich ist."