Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Dienstag, 23. September 2014
Eiserner Rhein: Entsetzen bei Anwohnern
Nach der A-52-Variante jetzt ein Bundes-Modell:
Viele Gladbacher wollen das Vorhaben "Eiserner Rhein" kippen,
wenn das Projekt auf Stadtgebiet realisiert werden sollte.
Politiker zweifeln die Machbarkeit wegen der hohen Kosten an.
Von Inge Schnettler und Dieter Weber
Mönchengladbach.
Es ist wie das Ungeheuer von Loch Ness: Irgendwann taucht es auf. Nur dass es
nicht lustig ist, sondern für Tausende von Gladbachern zu einer
Lärmtortur werden kann: der Eiserne Rhein.
Zur bekannten und ausführlich erörterten 555 Millionen teuren
Neubau-Trasse entlang der Autobahn 52 (die das Land NRW favorisiert) gibt es
nun eine Bundes-Variante.
Die ist so neu, dass nicht einmal führende Mönchengladbacher
Bundes- und Landespolitiker auf Anhieb wussten, was sie davon halten sollen.
Bis auf dies: Die Trasse sei wegen des Lärmschutzes so teuer, dass sie
im Prinzip gar nicht zu verwirklichen sei.
Nach der Bundes-Variante würde der Eiserne
Rhein künftig quasi zweigeteilt.
Ellenlange Güterzüge führen - von Venlo kommend - auf der
vorhandenen Strecke von Kaldenkirchen nach Dülken bis nach Viersen und
weiter in Richtung Krefeld und Duisburger Hafen.
Gleichzeitig gäbe es dann noch eine zweite Verbindung quer durch die
Stadt Mönchengladbach
und teilweise auf der historischen Trasse, auf der Züge in Richtung
Grevenbroich / Köln und umgekehrt in Richtung Viersen verkehrten.
"Für diese Verbindung durch das Stadtgebiet bräuchte man ein
drittes Gleis. Auf den vorhandenen Gleisanlagen reicht der Platz nicht.
Es müssten dafür sogar Häuser abgerissen werden.
Von Lärmschutz gar nicht zu reden. Die neue Strecke müsste in der
Stadt ummantelt werden. Das kann aus finanziellen Erwägungen kaum
realisiert werden", sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Norbert Post.
Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Willi Körfges schlug gestern Morgen
die Hände über den Kopf zusammen, als er von den Plänen durch
die Rheinische Post erfuhr.
"Dieser Vorstoß überrascht mich sehr. Von dieser Verbindung
wären in Mönchengladbach mehr als 40.000 Menschen betroffen.
Eine Route durch so dicht besiedeltes Gebiet ist wegen des des Lärmschutzes
kaum realisierbar", sagt er.
Körfges ist selbst zur Zeit in Berlin: "Ich treffe da den
stellvertretenden verkehrspolitischen Sprecher der Bundestagsfraktion.
Ich werde mit ihm über das Thema reden."
Einig sei man sich in der SPD-Landesgruppe gewesen, dass alles andere als die
Variante an der Autobahn 52 problematisch sei.
Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Günter Krings ist skeptisch.
Er hält die Bezeichnung "Eiserner Rhein" für die
Verlängerung in Richtung Köln eher für "irreführend".
Einen Vorteil gewinnt er den Plänen ab:
"Wir haben immer gefordert, dass die Strecke zwischen Mönchengladbach
nach Köln komplett zweigleisig sein soll. Damit würde der
Lückenschluss zwischen Odenkirchen und Rheydt hergestellt."
Es sei dann klar, dass neben Personen- auch mehr Güterzüge auf der
Strecke verkehrten.
Doch ob nun Bundes-Variante oder die bereits diskutierte A-52-Variante:
Die Gladbacher wollen gegen den Eisernen Rhein vorgehen.
In Hardt hat sich die
CDU gegen die Lösung
an der A 52 ausgesprochen.
Zu teuer und nicht realisierbar, heißt es.
Der Schienenstrang würde, sollten die Planungen umgesetzt werden, nicht
nur mitten durch das Gewerbegebiet Tomp, sondern - schlimmer noch - quer
über den Hardter Friedhof führen.
Es gibt auch einen Ratsbeschluss, der die Reaktivierung der historischen Trasse
ablehnt.
Die Bürgerinitiative "Eiserner Rhein West-Initiative"
(ERWIN) warnt seit Jahren davor.
Denn: An bestehenden Bahnstrecken sei Lärmschutz nur sehr schwer durchzusetzen
und aus baulichen Gründen oft gar nicht realisierbar.
Dr. Jürgen Vieten, Sprecher der Interessenvertretung, sagt gestern:
"Wenn es sein muss, werden wir sofort aktiv. Uns will nicht einleuchten,
warum man nicht entlang der Autobahn 40 eine moderne, leistungsfähige
Trasse baut."