Rheinische Post - Krefeld - Dienstag, 26. September 2014
Eiserner Rhein: Entlastungs-Trasse für Krefeld kommt
nicht vor 2040
Die Debatte um den Eisernen Rhein durch Krefeld ist neu entbrannt.
FDP, SPD und CDU fordern neue Trassen.
Fakt ist: Diese wird es auf Jahre hinaus nicht geben.
Am Ende droht massive Lärmbelastung.
Von Sebastian Peters
Krefeld.
Den 80.000 in Krefeld von Zuglärm betroffenen Anwohnern der Hauptbahnstrecke
mitten durch die Krefelder Innenstadt drohen auf Jahre höhere Belastungen
durch den geplanten Eisernen Rhein.
Im neuen Bundesverkehrswegeplan, der 2015 beschlossen wird, werden zwar neue
Trassen für den Eisernen Rhein, die Zugstrecke von den Seehäfen
Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam bis zum Güterbahnhof
Rheydt, vorgeschlagen; ab Mönchengladbach/Viersen werden aber laut
Bundesverkehrswegeplan Züge auch weiterhin auf der bestehenden Trasse
mitten durch Krefeld bis ins Ruhrgebiet (siehe Karte) fahren.
Nach Bekanntwerden der Bundespläne für eine Trasse von Venlo bis Rheydt
(RP-Bericht auf der Titelseite vom Montag)
wächst in der Krefelder Politik jetzt die Sorge, dass die Anwohner vom
Bahnlärm stark belastet werden.
SPD und CDU fordern, dass eine Alternativtrasse weiter entlang der A 52 bis
nach Kaarst gebaut wird.
Die FDP hält diesen Plan für unrealistisch - sie schlägt eine
Ersatztrasse nördlich der A 44, aber parallel zur Autobahn vor.
Faktisch aber wird es auf Jahrzehnte hinaus keine dieser beiden neuen Trassen
geben, weil sie im Bundesverkehrswegeplan 2015 nicht festgeschrieben wurden.
Der nächste Bundesverkehrswegeplan wird turnusgemäß erst zehn
Jahre später verabschiedet.
Vor dem Bau einer Alternativtrasse an einer der Autobahnen A 44 oder A 52
müssten dann noch Prüfungen und Gutachten vorgenommen werden.
Bis zum Bau einer neuen Bahnlinie, die Anwohner der bisher mitten durch
Krefeld führenden Bahnlinie tatsächlich entlastet, würden
also noch Jahrzehnte vergehen.
Die Krefelder Grünen plädieren für eine realistische Betrachtung:
"Vor 2040 würde es auch bei politischem Beschluss keine neue Trasse
geben", sagt der Krefelder Grünen-Ratsherr Daniel John, der
Mitarbeiter im Büro des Grünen-Verkehrsexperten Arndt Klocke aus
dem Landtag ist.
John forderte gestern gegenüber unserer Zeitung angesichts der auf Jahre
hinaus absehbaren Mehrbelastung mit Zügen auf der bestehenden Trasse:
"Krefeld muss sich für besseren Lärmschutz auf der vorhandenen
Trasse starkmachen, anstatt neue Trassen zu fordern, die wohl kaum bezahlbar
sind. Der Spatz in der Hand ist meiner Meinung nach hier besser als die Taube
auf dem Dach."
Beim Thema Bundesverkehrswegeplanung herrscht Verwirrung allerorten; der Grund
liegt in irreführenden Trassenbezeichnungen.
Irritierend ist besonders der Begriff der "A 52-Variante".
Zur Erklärung:
Zwar wird derzeit im Rahmen der Erstellung des Bundesverkehrswegeplans die
sogenannte A 52-Trasse geprüft. Für den Krefelder Abschnitt hat diese
Trasse aber keine Relevanz, weil bei "A 52-Trasse" bisher auf
Landes- und Bundesebene immer nur von einem kurzen Teilstück von den
Niederlanden bis Rheydt die Rede ist.
Die Krefelder Politik aber bringt den Begriff der A 52-Trasse schon jetzt
immer direkt mit Krefeld in Verbindung. So hat gestern die Krefelder SPD einen
Antrag für die nächste Ratssitzung gestellt, in dem davon die Rede
ist, dass die Züge künftig von Viersen aus auf einer neu zu bauenden
Trasse entlang der A 52 bis zur A 57 bei Kaarst geführt werden sollten,
von dort dann auf die Bahnlinie Köln/Duisburg.
Eine solche A 52-Trasse hatte auch CDU-Ratsherr Jürgen Wettingfeld gefordert.
Die Krefelder FDP äußerte sich gestern kritisch zum Vorschlag, den
Eisernen Rhein entlang der A 52 zu führen.
Gegen diesen Plan gebe es erhebliche Bedenken in der Viersener und Schwalmtaler
CDU. FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann sagt:
"Die Krefelder tun sich keinen Gefallen, wenn sie ihre Verkehrsprobleme
zulasten ihrer Nachbarn in der Region lösen wollen."
Er schlägt eine bereits von Gutachtern ins Gespräch gebrachte Trasse
nördlich der A 44 vor.
"Dadurch würde zumindest der Westen der Stadt vom Schienengüterverkehr
entlastet", sagt Heitmann, erwähnt aber nicht, dass dann der Bahnlärm
viel näher an den Fischelner Süden heranrücken würde.
Heitmanns Argument: "Der Vorteil für ein interkommunales Gewerbegebiet
nördlich und südlich der A 44 könnte neben dem Anschluss an die
Autobahn auch ein Anschluss an eine Eisenbahnstrecke sein."
Wichtig: Beide in Krefeld vorgeschlagenen Varianten, über A 52 oder A 44,
würde wohl die Krefelder Bürger in Forstwald und der City
entlasten - Anwohner in Uerdingen und Oppum wären aber wohl weiter
belastet, weil die Züge nördlich wieder nach Krefeld einschwenken.