Rheinische Post - Stadt Viersen - Donnerstag, 2. Oktober 2014
Viersener Resolution zum Eisernen Rhein
Der Rat der Stadt Viersen spricht sich gegen eine Streckenführung durch
die Kreisstadt aus. CDU-Chef Mackes nahm an der Sitzung nicht teil.
Von Joachim Niessen
Viersen.
Heftige Debatten, massive Vorwürfe gegen Bürgermeister Günter
Thönnessen, eine mühsame Einigung auf eine Resolution gegen eine
Streckenführung des Eisernen Rheins durch Viersen prägten die
jüngste Ratssitzung in der Kreisstadt.
CDU-Fraktionschef Stephan Sillekens schien dabei mit einem zielsicheren Plan
ins Forum gegangen zu sein: Angriff ist die beste Verteidigung.
Vor allem ein Punkt war bei der CDU schon vor Beginn der Debatte deutlich
sichtbar: Der Platz neben Sillekens blieb leer.
Viersens CDU-Parteivorsitzender Paul Mackes, der mit Äußerungen in
den vergangenen Tagen nicht nur in der Kreis-CDU und bei den Parteifreunden
der Nachbarkommunen für Irritation und Unmut gesorgt hatte, nahm an der
Sitzung nicht teil.
Mackes hatte unter anderem erklärt, dass die Viersener Christdemokraten
eine mögliche Steckenführung des Eisernen Rheins an der A 52 favorisieren
würden.
Dies sorgte vor allem in Niederkrüchten und
Schwalmtal für lautstarke Proteste.
CDU-Landtagsabgeordneter Stefan Berger versuchte, Mackes wieder auf die Linie
der Kreispartei zurückzupfeifen.
Doch in Viersen regiert seitdem die Angst vor der von CDU-Staatssekretär
Enak Ferlemann angestoßenen möglichen Trassenführung des
Eisernen Rheins auf der Strecke Kaldenkirchen-Dülken nach einem zweigleisigen
Ausbau.
Um seine Partei gleich zu Beginn aus der unmittelbaren Kritik herauszuhalten,
ergriff Sillekens gleich als erster das Wort und startete mit massiven Vorwürfen
gegen die Viersener Verwaltung und Bürgermeister Thönnessen an deren
Spitze.
Ihm warf der CDU-Fraktionschef unter anderem Versagen bei der Lärmschutzuntersuchung
an der Bahnstrecke Kaldenkirchen-Dülken vor.
Im Gegenzug wurde Thönnessen deutlich:
"Ich warne Sie, Herr Sillekens. Sie versuchen hier, eine für Ihre
Partei unangenehme Diskussion über dieses Thema auf die Verwaltung zu
verlagern.
Das ist ein recht durchsichtiges Unterfangen, das vor allem der Stadt und
deren Bürgern am Ende nur schadet."
Noch deutlicher wurde SPD-Fraktionsvorsitzender Alfons Görgemanns:
"Es war keine politische Sternstunde des Kollegen Mackes, als sich dieser
zur Streckenführung des Eisernen Rheins geäußert hat. Aber hier
ist er im Gleichschritt mit seinem Berliner Staatssekretär unterwegs.
Die Niederländer haben überhaupt kein Interesse an einem Eisernen Rhein
in Richtung der belgischen Hafenstadt Antwerpen.
Bevor hier mancher große Reden schwingt, sollte er vorher einfach mal
eine Karte nehmen und über den eigenen Tellerrand sowie über die
Landesgrenze schauen."
Ganz so einfach wollte sich das Viersens Landtagsabgeordnete Martina Maaßen
nicht machen:
"Richtig ist, dass Güter auf die Schiene gehören", so die
Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat.
"Fakt ist aber auch, dass der Bund andere Zugtrassen ins Spiel bringen
kann, als sie vom Land NRW vorgeschlagen worden sind. Genau das gilt es nach
der jüngsten Erklärung des CDU-Staatssekretärs im Auge zu behalten."
Einen Blick zurück machte CDU-Ratsherr Fritz Meies:
"Ich möchte daran erinnern, dass Viersen mit dem Eisernen Rhein nie
etwas zu tun gehabt hat. Von der Historie her handelt es sich um eine
Streckenverbindung zwischen Antwerpen und Mönchengladbach,
wo per Zug angelieferte Textilrohstoffe verarbeitet wurden."
Abschließend verständigte sich die Politik darauf, eine Ratsresolution
zu verabschieden.
Danach steht der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke Venlo-Dülken quasi
als Alternativstrecke zum Eisernern Rhein in Widerspruch zu allen bisherigen
Aussagen des Bundesverkehrsministeriums und wird seitens der Stadt Viersen
strikt abgelehnt.