Rheinische Post - Kreis Viersen - Mittwoch, 15. Oktober 2014
Eiserner Rhein: Verhältnis von Kosten und Nutzen entscheidet
Nicht die niedrigsten Kosten einer Schienenstrecke, sondern das günstigste
Kosten-Nutzen-Verhältnis spielt nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums
eine zentrale Rolle bei ihrer Bewertung.
Für den zweigleisigen und elektrifizierten Ausbau der historischen Strecke
des Eisernen Rheins über Roermond/Wegberg waren vor einigen Jahren 150
Millionen Euro auf deutscher Seite angesetzt worden.
Die gesamtwirtschaftliche Rentabilität der Strecke sank drastisch, als
das Land NRW 2012 in einen neuen Gutachten auf Investitionskosten in Höhe
von 445 Mio. Euro kam.
Dies machte eine Realisierung mit Bundesmitteln fraglich.
Kreis Viersen.
Nur "sehr knapp" kann eine Wirtschaftlichkeit angesetzt werden für
die Alternativstrecke entlang der A 52 von Roermond/Grenze über Schwalmtal
nach Viersen/Mönchengladbach.
Die Investitionskosten in Höhe von 480 Millionen Euro für den
zweigleisigen und elektrifizierten Ausbau auf deutscher Seite bewegen sich
laut Ministerium sogar im unteren Bereich.
Steigen die Investitionskosten, wäre diese Alternative nicht mehr
wirtschaftlich.
Der zweigleisige Ausbau der Strecke Kaldenkirchen-Dülken wird inklusive
Grundstückserwerb auf 42,5 Millionen Euro Kosten geschätzt.
Selbst wenn sie etwas teurer würde, hätte sie einen gewaltigen
Vorteil: Auf niederländischer und belgischer Seite wäre kein Neubau
erforderlich.
Es gibt eine direkte Schienenverbindung von Antwerpen über Roosendaal zur
Brabantroute, die von Rotterdam aus über Tilburg, Breda und Eindhoven bis
Venlo läuft.
Niederländer und Belgier sind über die Prüfungen des
Bundesverkehrsministeriums informiert.
Die Reaktivierung des Eisernen Rheins ist seit jeher ein Zankapfel zwischen
Belgien und den Niederlanden.
Daran hat auch ein Spruch des ständig tagenden Schiedsgerichts in Den Haag
nichts geändert.
Diese Klippe kann genommen werden, wenn der Eiserne Rhein ohne Neubaustrecke
durch die Niederlande geführt werden kann.
Darauf zielen die überlegungen in Berlin eindeutig ab.
Auf den Bestandsstrecken gibt es schon lange erheblichen Widerstand.
Die Brabantroute führt durch mehrere niederländische Stadtzentren.
Dort werden dieselben Argumente angeführt wie in Viersen, Krefeld und
Mönchengladbach:
Nicht noch mehr Lärm und vor allem nicht noch mehr Gefahr durch brisante
Ladungen.
Antwerpen ist nicht nur auf Stückgut spezialisiert, sondern verfügt
über einen der größte Chemieindustrieparks der Welt.
In Viersen wird der Bau der "Viersener Kurve" kategorisch abgelehnt.
Sie führt mitten durch ein dichtes Siedlungsgebiet im Rahser.
Die Rentabilität des zweigleisigen Ausbaus von Kaldenkirchen nach
Dülken dürfte mit einer "Viersener Kurve" gewaltig sinken.
Möglicherweise stieße das Projekt damit auch an die Grenzen der
Unwirtschaftlichkeit.