Rheinische Post - Viersen - Mittwoch, 15. Oktober 2014
Eiserner Rhein: Berlin prüft den Bau der Viersener Kurve
Das Bundesverkehrsministerium bestätigt entsprechende Untersuchungen im
Zuge der Verkehrswegeplanung.
Ziel ist es, den Güterverkehr von Antwerpen (Eiserner Rhein) und Rotterdam
über Venlo ins Ruhrgebiet zu bringen.
Viersen.
Das Bundesverkehrsministerium in Berlin prüft im Zuge des zweigleisigen
Ausbaus der Bahnstrecke Kaldenkirchen-Dülken auch den Bau der
"Viersener Kurve".
Dies bestätigte das Ministerium jetzt auf Anfrage.
Es prüfe die Wirtschaftlichkeit eines mehrere hundert Meter langen,
weitestgehend geraden Verbindungsgleises zwischen den Strecken Venlo-Viersen
und Viersen-Duisburg. Das Gleis ermögliche direkte Fahrten von Rotterdam
und Antwerpen nach Duisburg. Es könnte also den Nutzen eines Ausbaus
zwischen Kaldenkirchen und Dülken noch steigern.
Damit ist eingetreten, was die Kommunen an der Strecke unbedingt vermeiden wollen:
Das Ministerium untersucht, ob der Güterverkehr der Nordseehäfen
Antwerpen und Rotterdam über Viersen und Krefeld ins Ruhrgebiet gelenkt
werden kann.
Sie könnte auch als Ausweich- und Entlastungsstrecke zur Betuwelinie von
Rotterdam über Emmerich dienen.
Der sogenannte südliche Bypass ist vor etlichen Jahren zu den Akten gelegt
worden.
Der seit Jahrzehnten diskutierte zweigleisige Ausbau der Strecke
Kaldenkirchen-Dülken wurde danach endgültig verschleppt.
Erst seit 2008 gibt es die RoCK-Initiative
("Regions of Connected Knowledge" - Regionen des verknüpften
Wissens).
Mit der Auftaktveranstaltung in Eindhoven schmiedete sie ein Bündnis für
die direkte Zugverbindung im Personenverkehr von Eindhoven nach Düsseldorf
über Venlo, Viersen und Mönchengladbach.
Kommunale Vertreter aus beiden Ländern warben gemeinsam in Berlin für
das Vorhaben. Neuberechnungen zur Rentabilität der zweigleisig ausgebauten
Strecke stützten ihre Argumente. Stets betonten die Befürworter,
Neubau- und Bestandsstrecken müssten wirksam gegen Lärm geschützt
werden.
Denn dass auch mehr Güterverkehr auf die Strecke kommen würde, war
allen Akteuren klar.
Sie konnten nicht verhindern, dass die endlose Debatte um den Ausbau des
"Eisernen Rheins", die Güterverkehrsstrecke auf der Schiene von
Antwerpen nach Duisburg, sehr schnell hier eine Fortsetzung fand - wenn auch
nicht offen geführt.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium,
Enak Ferlemann, schreckte die öffentlichkeit vor drei Wochen bei einer
Diskussion in Neuss mit dem Hinweis auf, der "Eiserne Rhein"
könne über die zweigleisig ausgebaute Strecke Venlo-Viersen
geführt werden.
Diese Aussage bestätigt das Berliner Ministerium.
Es werde nochmals alle drei Varianten des Eisernen Rheins in der
Bundesverkehrswegeplanung untersuchen.
Es handelt sich erstens um die historische, seit mehr als zwanzig Jahren
stillgelegte Strecke über Roermond, Wegberg und Mönchengladbach.
Zweitens betrifft dies die vor wenigen Jahren von der CDU/FDP-Landesregierung
ins Spiel gebrachte Neubaustrecke entlang der A 52.
Drittens ist es die Strecke über Venlo und Viersen.
Der Prüfprozess werde bis weit ins Jahr 2015 dauern, erklärt das
Ministerium.
Allerdings gibt Berlin der Alternativstrecke an der A 52 nur sehr geringe Chancen.
Es werde eine Neubewertung geben, aber wegen der hohen Kosten sei ein Neubau
sehr unwahrscheinlich.
Ein Gutachten im Auftrag der NRW-Landesregierung hatte zuletzt 480 Millionen
Euro erhoben.
Das Bundesverkehrsministerium bestätigt, dass vor Jahren der Versuch
gescheitert sei, mit Belgien und den Niederlanden einen gemeinsamen Weg zur
Finanzierung zu finden.