Rheinische Post - Stadtteile - Dienstag, 18. August 2015

Blinde Schützen zielen mit den Ohren

Der SV Falkenauge gewinnt zum dritten Mal den NRW-Cup und holt zudem zwei Einzel-Titel.

Von Kristina Rost

Hardt. Immer wieder stupst Odin sein Frauchen an. Sanft streichelt Carmen Hommen ihm dann über den Kopf. "Wir sind ein eingegespieltes Team. Odin hat mich schon vor dem einen oder anderen Unfall bewahrt", sagt die Hundebesitzerin, die eine große dunkle Sonnenbrille trägt. Odin ist ein Blindenführhund. Carmen Hommen verlor 2008 bei einer Operation ihr Augenlicht.

Das hält Hommen jedoch nicht davon ab, dem Sportschießen nachzugehen. Alle zwei Wochen trainiert sie mit den zehn weiteren erblindeten beziehungsweise sehbehinderten Mitgliedern des SV Falkenauge im Schießkeller der Gesamtschule Hardt. Zwei der sechs Schießstände stehen den sehbehinderten Schützen zur Verfügung.

Anders als die sehenden Schützen richten sie das Luftgewehr nicht durch Antizipation mit den Augen, sondern mit den Ohren aus. Die Gewehre sind mit einer Zusatzeinrichtung, der "Optronic" ausgestattet, die Lichtstärken in Töne umwandelt. Über einen Kopfhörer, der mit der Optronic verbunden ist, hört der Schütze einen durchgängigen Ton. Dieser Ton wird umso höher, je besser der Schütze sein Gewehr auf die Mitte der Zielscheibe, den Zehn-Punkte-Ring, ausrichtet. "Unsere Spiegel, also die Zielscheiben sehen wegen dieser Funktionsweise der Optronic anders aus, als die der sehenden Schützen. Während normale Spiegel in der Mitte schwarz sind und nach außen hin immer heller werden, sind unsere Spiegel in der Mitte hell und werden nach außen hin immer dunkler", erklärt Hommen, die erst vor gut einem Jahr das Sportschießen für sich entdeckt hat. "Sehend wäre das Schießen für mich keine Sportart gewesen. Doch im vergangenen Jahr war ich das erste Mal hier und habe festgestellt: Es ist eine tolle Herausforderung."

Sogleich wurde sie vom Ehrgeiz gepackt. "Man will sich natürlich im Training immer weiter steigern und besser werden. Toll wäre es mal eine Deutsche Meisterschaft zu gewinnen oder sogar bei den Paralympischen Spielen dabei zu sein", sagt sie. Zunächst einmal ging Hommen jedoch mit ihren Vereinskollegen beim NRW Cup in Siegburg an den Start - und das sehr erfolgreich. Nicht nur dass die Mannschaft um Hommen, die Helmut Haile und Horst Schulz komplettierten, in der Mannschaftswertung mit 885 Ringen den ersten Platz erreichten und damit den NRW Cup nach 2012 und 2013 zum dritten Mal nach Mönchengladbach holten, auch in den Einzelwertungen war der SV Falkenauge das Maß aller Dinge.

Mit 298 von 300 möglichen Ringen wurde Carmen Hommen beste weibliche Schützin des Turniers, an dem fünf Mannschaften aus Nordrhein Westfalen teilnahmen. Helmut Haile wurde unterdessen mit 299 Ringen bester männlicher Schütze. "Die Punktzahl, die ich beim NRW Cup erreicht habe, war meine persönliche Bestleistung. Umso schöner, dass wir so den Pokal wieder nach Mönchengladbach holen konnten", sagt Hommen.


Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 18. August 2017

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