Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Freitag, 18. September 2015
Freizeitpark im JHQ: Es wird konkret
Der Plan für den spektakulären Erlebnispark in Disney-World-Dimension
nimmt Formen an.
Noch hat Gladbach einen Konkurrenten und viele Hürden zu überwinden.
Doch es gibt die berechtigte Hoffnung auf die Gunst der Stunde.
von Ralf Jüngermann
Mönchengladbach (RP).
Es klang ein bisschen zu sehr nach 1001 Nacht, um wahr zu sein:
Arabische Investoren, die 1,4 Milliarden Euro in Gladbach verbauen wollen,
für ein Projekt, wie es Europa noch nicht gesehen hat.
Doch in den letzten Monaten hat sich die schillernde Seifenblase zu einem
handfesten Projekt entwickelt, an dem
Stadt, Land,
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
und der Investor arbeiten.
Die Geldgeber hätten am liebsten in zwei Monaten einen unterschriftsreifen
Kaufvertrag - möglicherweise sogar für das komplette JHQ-Gelände.
Sie wollen dort unter vier überdachten Glaskuppeln, nach Jahreszeiten sortiert,
Sport und Wellness verknüpfen.
Auch eine Shopping-Mall, Hotels, Wohnen und Outdoor-Aktivitäten im
Grünen gehören zum Konzept.
2000 Arbeitsplätze sollen entstehen.
Je weiter die Verhandlungen voranschreiten, desto klarer wird:
Gladbach hat eine echte Chance.
Und nun auch an den wichtigen Stellen die nötigen Treiber.
CDU und SPD werden im Rat die Verwaltung - die bisher zurückhaltend in
der Frage agierte - beauftragen, das Projekt voranzutreiben.
Felix Heinrichs (SPD) sagt unmissverständlich:
"Wir wollen mit aller Kraft daran arbeiten, dass das etwas wird."
Ein derart klares Signal der Stadt
hatten die Investoren bislang nicht bekommen.
Sie haben für ihre Machbarkeitsstudie schon bisher einen siebenstelligen
Betrag ausgegeben.
Das Ergebnis: Der "Seasons"-Park soll ins niederländische
Tilburg oder nach Mönchengladbach.
Für den zweiten Planungsschritt müssen die Macher nun schon
mindestens 15 Millionen Euro in die Hand nehmen.
Dass sie dazu bereit sind, werden sie möglicherweise auf der Expo Real
Anfang Oktober in München zum ersten Mal öffentlich bekennen.
Bis dahin muss sich die
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
geäußert haben, für welchen Betrag sie bereit ist, das
Gelände zu verkaufen.
Die Stadt
würde das Gelände von der
Bima
erwerben, um es dann an die Investoren weiterzuverkaufen.
Die Seasons-Betreiber müssten auf eigene Kosten für eine neue
Unterkunft für die Asylbewerber sorgen, die dort bald untergebracht
werden sollen.
Um ein Projekt dieser Größe zu stemmen, braucht die Stadt Hilfe:
unter anderem vom Land.
Wirtschaftsminister Garrelt Duin kennt das Vorhaben nicht erst, seit er am
vergangenen Freitag im Borussia-Park Fußball schaute.
Eingeladen hatte den HSV-Fan Dr. Ulrich Schückhaus,
Geschäftsführer der
Entwicklungsgesellschaft,
der die Verhandlungen mit dem Investor führt.
Die Stadt
braucht das Land unter anderem, wenn es um eine weitere Autobahnabfahrt und
die änderung des Regionalplans geht.
Denn nach aktuellem Planungsrecht ist im JHQ einiges nicht möglich.
Zum Beispiel Handel.
Dafür wird Gladbach die Unterstützung der Nachbarn brauchen.
Auch dieser Weg wird gerade angebahnt.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Hans Peter Schlegelmilch sagt:
"Ein solches Mammutprojekt kann nicht das Projekt einer einzelnen Stadt
sein.
Es ist das Projekt einer ganzen Region.
Dafür sollten wir von vornherein gemeinsam einstehen."
Horst Vennen (SPD), Vorsitzender des Planungsausschusses, ist angetan von der
Option.
"So etwas wie die Skihalle, die wegen einiger Oberbedenkenträger
nicht nach Gladbach gekommen ist, wird uns nie wieder passieren."
Dafür gibt es neben dem umtriebigen Schückhaus inzwischen einen
zweiten Hoffnungsträger: den designierten Bau- und Planungsdezernenten
Dr. Gregor Bonin.
Der sprach bei seiner Vorstellung in den Fraktionen explizit von der immensen
Chance, die dieses Projekt für Gladbach bedeute.
Bonin kennt sich aus seiner Düsseldorfer Zeit bestens mit
Großprojekten aus und hat auch die nötigen Kontakte zum Land.
Insofern kommt die Chance auf den Freizeitpark für die
Stadt
zur rechten Zeit.
Anfang 2016 dürfte der Investor mindestens eine Vorentscheidung treffen.
Bis der Freizeitpark öffnet, werden danach wohl noch fünf Jahre
Planungs- und Bauzeit vergehen.