Rheinische Post - Kreis Viersen - Montag, 5. Oktober 2015
Schienen-Ausbau: Region darf sich nicht aufspalten
Der Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner hofft, dass der zweigleisige Ausbau
der Schienenstrecke zwischen Kaldenkirchen und Dülken im
Bundesverkehrswegeplan aufgenommen und dabei regional unterstützt wird.
Von Ludger Peters
Kreis Viersen.
Die gesamte Region sollte sich unbedingt für den zweigleisigen Ausbau
der Bahnstrecke Kaldenkirchen-Dülken einsetzen.
Dies empfiehlt der SPD-Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner für die Phase
der Bürgeranhörung zum neuen Bundesverkehrswegeplan gegen Ende des
Jahres.
Gleichzeitig warnt er eindringlich davor, den "Eisernen Rhein" und
die "Viersener Kurve" mit in den Topf zu werfen.
"Beide haben mit dem zweigleisigen Ausbau nichts zu tun und werden von
der regionalen Politik nicht unterstützt.
Viel wichtiger ist es, sich gemeinsam für den durchgehenden, modernen
Lärmschutz auch auf Bestandsstrecken einzusetzen", sagt er.
Schiefner, Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestags, unterstreicht, dass
der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke von der Regional- und Wirtschaftspolitik
von Eindhoven in den Niederlanden bis zur Landeshauptstadt Düsseldorf seit
mehreren Jahren gefordert wird.
"Wir brauchen die Anbindung des Wissenschaftszentrums Brain Port in Eindhoven
an die Universitätsstadt Düsseldorf. Sie ist außerdem eine
wichtige Verkehrsdrehscheibe auf der Schiene und in der Luftfahrt."
Den Bau des "Eisernen Rheins", die Schienenverbindung des Hafens
Antwerpen zu den Rheinhäfen, habe das Land Nordrhein-Westfalen in den
Katalog des Bundesverkehrswegeplans eingebracht.
Die Chancen, dass er Aufnahme findet, hält Schiefner für alle
Varianten für sehr gering. "Die Strecke kostet auf deutscher Seite
etwa 800 Millionen Euro.
Das ist extrem kostspielig.
Es fehlt aber eine Lösung, wie Niederländer und Belgier sich einigen.
Bisher haben die Niederländer kein Interesse, sondern eher Widerstand
gegen die Strecke an den Tag gelegt."
Experten rechnen damit, dass der Neubau oder auch die Ertüchtigung der
vorhandenen Strecke in Belgien und den Niederlanden nicht unter 700 Millionen
Euro zu haben wäre.
Den Bau der "Viersener Kurve", eine Spange, die in Viersen die direkte
Durchfahrt von Venlo aus in Richtung Krefeld ermöglicht, hat das
Bundesverkehrsministerium selbst vorgeschlagen.
Zustimmung kommt aus der Wirtschaft.
Verbände wie die IHK treiben immer wieder den "Eisernen Rhein"
und jetzt auch die "Viersener Kurve" in ihren Stellungnahmen voran.
Auch dagegen gibt es klaren Absagen in der regionalen Politik.
Spätestens die Kosten werden nach Schiefners Einschätzung so hoch
sein, dass die Kurve nicht verwirklicht wird.
Ausschlaggebend für den Eintrag in den Bundesverkehrswegeplan ist
nämlich die Relation von Kosten und Nutzen.
Schiefner ist überzeugt, dass der zweigleisige Ausbau
Kaldenkirchen-Dülken den erforderlichen Koeffizienten deutlich
überschreiten wird.
Das wäre der wichtigste Schritt für die Finanzierung durch den Bund.
"Es muss gelingen, dass das Vorhaben als ,Vordringlich plus' eingestuft
wird, die Abstufungen darunter reichen nicht mehr", sagt Schiefner.
Er warnt davor, andere Projekte mit dem zweigleisigen Ausbau zu verknüpfen,
das wäre ein sinnloser, völlig unrealistischer Griff nach den Sternen.
Bedenken entlang der Strecke kann er nachvollziehen.
Daher müsse das Projekt mit der Forderung nach umfassendem Lärmschutz
über die Neubaustrecke hinaus verbunden werden.
Der Güterverkehr wird nach seiner Einschätzung nicht mehr sonderlich
zunehmen: "Der liegt doch schon drauf, es kommt dann der IC von Eindhoven
nach Düsseldorf tagsüber dazu.
So viel mehr kann nicht dazu kommen.
Wir müssen nun darauf drängen, dass in den Häfen nicht die letzten
Schrittzüge losgeschickt werden." Hafenbetreiber in Rotterdam haben
Schiefner dies zugesichert, außerdem ändern sich die Bedingungen
für den Güterverkehr in Deutschland.
Die Zulassungen für lärmgemindertes Fahrmaterial werden strenger,
die Trassenkosten für nicht umgerüstete Altfahrzeuge werden drastisch
steigen.
Der zweigleisige Ausbau nimmt außerdem eine besonders hohe
Lärmquelle weg: Das Bremsen der Züge, um Gegenverkehr ausweichen zu
können.
Das Projekt dürfe nicht zerredet werden, vielmehr müsse die Region
die aus seiner Sicht unbestreitbaren Vorteile in den Vordergrund stellen:
"Wir sollten alles daran setzen, einen Schienenweg zu erreichen, der die
Menschen und die Wirtschaft Region mobiler macht und sie international
verknüpft."