Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Mittwoch, 7. Oktober 2015
Mega-Freizeitpark: Nun ist der Bund am Zug
Die Vertreter der arabischen Investoren wollen in Gladbach bauen.
Aber sie brauchen bis Jahresende Klarheit, ob das JHQ für das
Milliarden-Projekt zur Verfügung steht.
Ein Verhandlungsmarathon mit Bund und Nachbarkommunen steht bevor.
von Jan Schnettler
Mönchengladbach (RP).
Hirngespinste waren gestern.
Reiste die Mönchengladbacher Delegation in den vergangenen Jahren meist
mit Visualisierungen, Ideen und Modellen zur Münchener
Gewerbeimmobilienmesse Expo Real,
sind es diesmal in erster Linie die bereits realisierten Projekte, mit denen
man für Aufmerksamkeit sorgt:
Minto, Rheydt, Santander im Nordpark.
Was aber niemanden daran hindert, auch die größte aller Visionen
zumindest schon mal im Handgepäck mitzubringen:
den 1,5-Milliarden-Euro-Mega-Freizeitpark in Disney-World-Dimensionen, der
seit 18 Monaten wie ein Märchen aus 1001er Nacht durch die
Stadt wabert.
Und auch der ist kein Hirngespinst, auch wenn er noch ganz weit von der
Realisierung entfernt ist:
Die Stadt will ihn und tut dafür das ihr Mögliche, um am Ende nicht
wie bei der Skihalle
der Gelackmeierte zu sein, und auch die Menschen, die die arabischen
Investoren vertreten, wollen ihn.
In Gladbach.
Am Montagabend beim Mönchengladbacher Empfang im Vorhoelzer Forum der
TU München
präsentierten sich Nidal Alhossary und Siegfried Markus Brudermann
erstmals der Öffentlichkeit, gestern besuchten sie den Niederrhein-Messestand
auf der Expo.
Ihre klare Botschaft:
Ja, wir wollen in Mönchengladbach
bauen - aber bevor wir tiefer in die Vorplanung einsteigen und beispielsweise
Machbarkeitsstudien für einen zweistelligen Millionenbetrag auf den Weg
bringen, brauchen wir die Gewissheit, dass das Grundstück dafür auch
wirklich zur Verfügung steht.
Bekanntermaßen gehört das JHQ der
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA),
und bekanntermaßen scheiterte schon das Rock-am-Ring-Projekt nicht
zuletzt an der ungeklärten Grundstücksfrage.
"Wir wollen bis zum Jahresende Klarheit darüber", sagt Alhossary,
der von Dubai aus arbeitet.
"Wir liegen gut im Zeitplan, um noch dieses Jahr mit guten Neuigkeiten zu
kommen", sagt Brudermann, dessen Firma Dawant in Hongkong und im
österreichischen Kirchberg sitzt.
Im Rennen mit dem letzten Konkurrenten Tilburg liege Gladbach jedenfalls
"bestens", Stadt, Wirtschaftsförderung
und Politik hätten
gut vorgelegt:
"Die Zusammenarbeit ist sehr, sehr positiv", sagt Brudermann.
Der Ball liege nun in der Spielhälfte der
BImA,
sagt Wirtschaftsförderer Dr. Ulrich Schückhaus,
"und zwar ganz tief drin."
Donnerstag kommender Woche hat er einen Termin in Berlin mit den parlamentarischen
Staatssekretären der Bundesministerien für Finanzen (Jens Spahn) und
des Inneren (Günter Krings, beide CDU), um den Druck zu erhöhen.
"Man muss aber auch die NRW-BImA mit im Boot haben", sagt
Hans Peter Schlegelmilch, Fraktionsvorsitzender der
CDU in Gladbach.
"Es war auf jeden Fall schon einmal gut, dass sich die Vertreter der
Investoren gezeigt haben."
Auch Gespräche mit Viersen
stünden kommende Woche an, um das Projekt
auch interkommunal abzusichern.
Denn bei einem Projekt von solchen Dimensionen will man sämtliche
Eventualitäten berücksichtigen.
Zwei Millionen Euro wurden bisher in die Vorplanung des
"Seasons"-Projekts investiert;
15 bis 20 weitere wären es für den nächsten Planungsschritt,
für den Alhossary und Brudermann nun Zwischeninvestoren suchen.
Unabhängig davon, ob es am Ende im JHQ oder in Tilburg - auf der
Europakarte ähnlich zentral gelegen - oder möglicherweise auch gar
nicht realisiert wird.
Für die Endinvestition von bis zu 300 Millionen Euro - der Rest würde
über Kreditmittel abgedeckt - würden dann wohl Großinvestoren
aus der Golfregion einsteigen.
Doch auch mit deutschen Pensionskassen wird offenbar schon gesprochen.
Sollte das zarte Pflänzchen tatsächlich zur Reife gelangen, wäre
von mindestens zwei Jahren Planungs- und fünf Jahren Bauzeit auszugehen.