Rheinische Post - Gladbacher Zeitung - Mittwoch, 2. Dezember 2015

Gladbach will das zweite Gleis
Zusammen mit Düsseldorf, Eindhoven, Venlo und Roermond kämpft die Stadt für eine durchgehende Bahnlinie von Düsseldorf bis Eindhoven. An einer anderen Stelle fürchtet die Stadt, noch mehr vom Bahnnetz abgehängt zu werden.


von Ralf Jüngermann


Mönchengladbach. Es kommt endlich Bewegung in den uralten Versuch, Mönchengladbach besser an den Fernverkehr der Bahn anzubinden. Im Januar werden die Städte Düsseldorf und Mönchengladbach bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Deutschen Bahn Netz AG ihren Plan vorstellen, für 12,5 Kilometer zusätzliche Schiene zwischen Dülken und Kaldenkirchen zu sorgen. Der Effekt dieses zusätzlichen Gleises auf der bislang einspurigen Strecke wäre immens: Die Verbindung von Ost nach West über Mönchengladbach würde deutlich schneller. Die Düsseldorfer rechnen damit, dass es dann 30 Minuten schneller geht, von der Landeshauptstadt nach Eindhoven zu fahren. "Es ist Druck auf dem Kessel. Mit diesem Arbeitsergebnis können wir sehr zufrieden sein", sagte Stadtplaner Jürgen Beckmann gestern Abend im Planungsausschuss.

Es ist indes ein Zwischenergebnis. Denn es muss erst einmal gelingen, die Strecke in den der Bahn zu bekommen. Die beiden Städte sind optimistisch, obwohl das zusätzliche Gleis deutlich teurer wird als ursprünglich kalkuliert. Bislang war von 42 Millionen Euro die Rede gewesen, um die Strecke zwischen Dülken und Kaldenkirchen auszubauen. Jetzt weiß man, dass es das Zweieinhalbfache, nämlich rund 105 Millionen, kosten wird. Doch die beiden Städte sind der Überzeugung, dass der Nutzen der Strecke so hoch ist, dass er die Kosten rechtfertigt. Bis die ersten Regionalbahnen über den Abschnitt rollen, würde indes noch einige Zeit vergehen. Nach dem Planfeststellungsverfahren wären noch rund vier Jahre Bauzeit vonnöten, berichtete Beckmann.

Die Stadt hat die Planungen gemeinsam mit Düsseldorf, Venlo, Eindhoven und der Bahn vorangetrieben. Jetzt wird das entstandene Vorplanungsheft den Verkehrsministerien von Land, Bund, den Niederlanden und den zuständigen Behörden der Provinz Limburg vorgelegt. Jürgen Beckmann sagte, das Projekt begleitete ihn seit 25 Jahren. Nun gibt es das erste Mal berechtigte Hoffnung auf Umsetzung. Der Vorsitzende des Bauausschusses, Horst-Peter Vennen sprach von einem "sehr spannenden Unterfangen, auch wenn wir noch nicht am Ziel sind".

Gleichzeitig droht der Stadt aber Ärger beim Thema Schienennetz. Es gibt Bestrebungen des VRS, die Regionalbahn 8 zwischen Köln und Grevenbroich nur noch als S-Bahn verkehren zu lassen. "Es kann nicht sein, dass zwischen zwei Oberzentren wie Mönchengladbach und Köln eine Verbindung langsamer gemacht wird", sagte Beckmann im Bauausschuss. Die Stadt habe von den Plänen gerade erst eher zufällig erfahren. Es sei nicht hinnehmbar, dass ausgerechnet Mönchengladbach als landauf landab größte Stadt ohne dauerhafte IC- oder ICE-Verbindung weiter vom Fernnetz der Bahn abgehängt werde.

RP

Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 2. Dezember 2015

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