Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Freitag, 22. April 2016
Freizeitpark: Land legt Veto ein
Es sind nicht etwa der Bund und der Investor des riesigen Freizeitparks
im JHQ, die im Moment nicht zusammenfinden.
Es sind Bund und Land, die einander in die Quere kommen - vorerst.
von Ralf Jüngermann, Jan Schnettler und Andreas Gruhn
Mönchengladbach (RP).
Als die ersten Nachrichten von dem Milliarden-Projekt
"Seasons"
im JHQ durchsickerten, gab es eine Menge Szenarien, warum aus dem riesigen
Freizeitpark nichts werden könnte.
Der Investor sei dubios und habe gar nicht das nötige Großgeld,
streuten jene, die lieber Dinge scheitern als gelingen sehen - inzwischen sind
echte, googlebare Scheichs aufgetaucht, die das Projekt tatsächlich finanzieren
wollen.
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima)
werde das Gelände niemals verkaufen, unkten andere - tatsächlich gibt
es längst ein ernstes und keinesfalls illusorisches Verkaufsangebot der
Bima.
Und doch stocken die Verkaufsverhandlungen so sehr, dass die
Bima
gerade die nächste Verhandlungsrunde abgesagt hat.
Schuld daran ist das Land, das die Fläche vorerst nicht freigibt - weil
es erst abschließend klären will, ob dort weitere Flüchtlinge
untergebracht werden müssen.
Solange kann, will und darf der Eigentümer Bund nicht verkaufen.
Wann entscheidet sich das Land?
"Wir wissen es nicht", sagt Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer
der Entwicklungsgesellschaft und
Verhandlungsführer der Stadt.
Die Grünen, die gegen den Freizeitpark sind, kommentierten diese Wasserstandsmeldung
gestern in einer Pressemitteilung als "Verkaufsstopp wegen Flüchtlingssituation".
Diesen Zungenschlag versuchten andere wieder einzuholen.
Schückhaus sagte der RP:
"Das ist Quatsch. Dieses riesige Projekt scheitert natürlich nicht an der Frage der Flüchtlingsunterbringung.
Sollte es irgendwann scheitern, dann an anderen Dingen."
Ausgerechnet die Flüchtlinge mit einem möglichen Scheitern der
Seasons-Pläne
in Verbindung zu bringen, halte er für sehr unglücklich.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Felix Heinrichs sieht das ähnlich.
Derzeit gehe es noch gar nicht um den Verkauf, sondern man befinde sich in der
Planungsphase.
In Kürze würden die Ergebnisse des Prüfauftrags an die Verwaltung
vorliegen, was etwa Verfügbarkeit der Flächen, planungsrechtliche
Voraussetzungen und Details zu den Investoren angeht.
"Ich warne davor, ein solches Thema mit der Flüchtlingssituation zu
verbinden. Das halte ich für verteufelt.
Das spielt ganz anderen Kräften in die Hände."
Auch Hans Peter Schlegelmilch, Fraktionsvorsitzender der CDU, sieht das
Seasons-Projekt
derzeit nicht gefährdet.
"Es ist nachvollziehbar und richtig, dass die höchste Priorität
bei einer so unklaren Situation darin liegt, Flächen, die man im Eigentum
hat, für Angelegenheiten der höchsten Not zu nutzen oder zumindest
bereitzuhalten.""
Darum seien die Mönchengladbacher "sehr weit davon entfernt, in Panik
zu verfallen".