Rheinische Post - Mönchengladbacher Zeitung - Donnerstag, 9. Februar 2017

Gutachten: Rheydter Kurve soll Güterzug-Verkehr entlasten
Das Eisenbahnnetz im Korridor zwischen Aachen, Köln und Rheydt steht vor Herausforderungen - eine Studie hat diese herausgearbeitet und macht Lösungsvorschläge.


Von Andreas Speen

Mönchengladbach. Der Güterverkehr auf der Schiene wird mehr. Aachen bekommt das besonders zu spüren, ist die Stadt doch Knotenpunkt für Fracht von den Seehäfen, vor allem aus dem belgischen Antwerpen. Mit Aachen ist allerdings auch die Region betroffen: Heute verkehren täglich 87 Güterzüge zwischen Aachen und Köln, im Jahr 2030 könnten es nach Einschätzung des Antwerpener Hafens 157 sein. Zwischen Aachen und Mönchengladbach sind derzeit pro Tag 31 Güterzüge unterwegs, 2030 könnten es 56 sein. Zusätzlich zum Personenverkehr. Dies geht aus einem Gutachten hervor, das mehrere Partner - darunter der Zweckverband Nahverkehr Rheinland, die Logistikregion Rheinland, der Hafen Antwerpen und die sieben Industrie- und Handelskammern des Rheinlandes - haben erstellen lassen und das jetzt in Aachen vorgestellt wurde.

"Schon vor 20 Jahren haben wir einen aufkommenden Engpass zwischen Aachen und Köln gesehen und ein drittes Gleis gefordert", warnte Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. "In den vergangenen Jahren haben wir dann aber festgestellt, dass dessen Realisierung immer weniger realistisch war zu fordern. In den zurückliegenden zwei Jahren ist deshalb ein Maßnahmenbündel erarbeitet worden, das in seiner Entlastung wirken soll wie ein drittes Gleis." Glücklich ist die IHK Aachen darüber, dass das in dem Gutachten enthaltene Maßnahmenbündel Eingang in den Bundesverkehrswegeplan für die Zeit bis zum Jahr 2030 gefunden hat, der im Dezember den Bundestag passiert hatte. Zwar sei es nicht im vordringlichen Bedarf eingestuft, das allerdings könne sich ändern, schilderte Bayer: "Das Projekt eines Kapazitätsausbaus und einer Geschwindigkeitserhöhung zwischen Düren und Aachen ist im potenziellen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans enthalten und wird in diesem Jahr detailliert untersucht, heißt es in einem Brief des Bundesverkehrsministeriums an die IHK Aachen. Dabei soll das vorgeschlagene Maßnahmenbündel in die Untersuchungen einbezogen werden. Mehr konnten wir nicht erreichen." Erhofft werde eine anschließende Höherbewertung im Bundesverkehrswegeplan.

Die IHK will nicht mehr Güter auf die Schiene bringen, sondern das auf die Region zukommende Mehr kanalisieren, dabei immer auch den Personenverkehr auf der Schiene und die Menschen entlang der Gleise im Blick haltend. Die Liste der Einzelmaßnahmen ist umfangreich und betreffen zu einem großen Teil die Strecke von Aachen nach Köln. Ohne die Strecke durch den Kreis Heinsberg nach Mönchengladbach wird es aber nicht gehen. Das betonte Heiko Sedlaczek, Geschäftsführer beim Zweckverband Nahverkehr Rheinland. "Das Schienennetz ist heute schon vollkommen ausgelastet", erklärte Sedlaczek. Wenn künftig zusätzliche Angebote im Personenverkehr gemacht werden sollten und der Güterverkehr zunehme, "was politischer Wille ist, muss auch in die Strecke von Aachen nach Mönchengladbach investiert werden". So werden in dem Gutachten für Übach-Palenberg ein gut ein Kilometer langes Überholgleis westseitig des Bahnhofs vorgeschlagen und ein sogenanntes Überwerfungsbauwerk für Herzogenrath. Auch die Einrichtung einer "Rheydter Kurve" wird in dem Gutachten aufgegriffen, die bereits im Bahnknoten-Köln-Konzept von 2012 thematisiert worden war. Über diese könnten Güterzüge zwischen Aachen und Köln via Herzogenrath und Grevenbroich verkehren. Südlich von Herrath und westlich von Jüchen könnte eine "eingleisige Neutrassierung" in das bestehende Gleisnetz einmünden. "Noch im Detail außerhalb der Studie zu prüfen ist, wie die Errichtung der Rheydter Kurve bestmöglich mit einer Verlängerung der S 8 bis Erkelenz kombinierbar ist", heißt es in dem Gutachten. Für beide Strecken werden Investitionen in eine neue Leit- und Signaltechnik vorgeschlagen, damit darauf künftig mehr Züge in derselben Zeit verkehren können.

Ob etwas und, wenn ja, was aus dem vorgeschlagenen Maßnahmenbündel umgesetzt wird, ist völlig offen. Positiv an dem Paket aus punktuellen Verbesserungen der Infrastruktur und fahrplantechnischen Anpassungen ist Bayer und Sedlaczek zufolge, dass auch einzelne Maßnahmen realisiert werden und entlastend wirken könnten.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 9. Februar 2017

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