Rheinische Post - Wegberger Zeitung - Donnerstag, 5. Juli 2018
Wegberg: Was wird aus der alten Bahnstrecke nach Roermond?
Personennahverkehr oder ein Radschnellweg? Wegberg soll ergebnisoffen prüfen,
was aus dem stillgelegten Bahnteilstück ab Dalheim werden soll.
Von Michael Heckers
Wegberg.
Eine ergebnisoffene Prüfung mit Blick auf die Zukunft der kürzlich
stillgelegten Bahnstrecke
zwischen dem Bahnhof Dalheim bis zur niederländischen Grenze wünschen
sich fraktionsübergreifend die Mitglieder des Ausschusses für Wohnen,
Bauen, Umwelt und Vergabe.
Das ist das Ergebnis einer ersten Beratung des Themas "Stilllegung der
Bahnstrecke auf der Teilstrecke Dalheim-Grenze" in einem politischen
Gremium.
Eine Entwidmung der Strecke soll ausdrücklich nicht beantragt werden.
Wegbergs Bürgermeister Michael Stock (SPD) hatte eine breite Diskussion
in den sozialen Medien entfacht zu seiner Idee, auf der alten
grenzüberschreitenden Bahnlinie, die seit 1992 nicht mehr genutzt wird,
einen Radschnellweg zwischen Dalheim und Roermond einzurichten.
Ausschussvorsitzender Georg Gellissen (CDU) war über dieses Vorgehen nicht
glücklich:
"Ich finde es befremdlich, wenn solch ein Thema vorab in den sozialen
Medien diskutiert wird.
Das gehört zunächst in den zuständigen Fachausschuss",
sagte Gellissen.
Das Eisenbahn-Bundesamt
hat der dauerhaften Einstellung des Betriebes der Schienenstrecke zwischen
Dalheim und der niederländischen Grenze kürzlich zugestimmt.
Das wurde in Wegberg überwiegend mit Erleichterung aufgenommen, weil mit
der Stilllegung die Reaktivierung des Eisernen Rheins über die historische
Trasse durch Wegberg und der Güterverkehr über den Bahnhof Dalheim
in die Niederlande nicht mehr möglich sind.
Viele Jahre lang hatten sich Stadtrat und Verwaltung der Mühlenstadt
sowie eine Wegberger Bürgerinitiative gegen die Reaktivierung der
Bahnstrecke für den Güterverkehr eingesetzt.
Mit der Stilllegung entfällt die Unterhaltspflicht der Bahn, sie bedeutet
aber nicht, dass die Bahnanlage in Zukunft nicht gebraucht wird und ist deshalb
nicht gleichzusetzen mit einer Entwidmung der Strecke.
Vertreter aller Fraktionen äußerten während der Sitzung des
Bauausschusses, dass ein möglicher Personennahverkehr auf der Bahnlinie
zwischen Dalheim und Roermond grundsätzlich begrüßenswert sei.
Darum sei eine Entwidmung der Strecke auch nicht anzustreben.
"Wir sind alle froh, dass der Eiserne Rhein nicht mehr durch Wegberg läuft.
Die SPD findet sowohl die Idee des Radschnellwegs gut, würde sich aber auch
freuen, wenn wieder eine Bahn für den Personennahverkehr nach Roermond
fährt.
Vielleicht lassen sich ja beide Vorhaben verwirklichen", erklärte Mark Bonitz (SPD).
Knut Müller (Grüne) beklagte eine "erstaunliche Vermischung der
Tatsachenbestände" in der bisherigen Diskussion und sagte, dass ein
ÖPNV nach Roermond dringend benötigt werde.
"Eine Bahnverbindung hätte viele Vorteile", sagte Müller.
Parallel könnte außerdem ein Radweg entlang der Bahnline Richtung
Roermond geplant werden.
Heinz Nießen (FDP) regte an, möglichst kurzfristig Gespräche
mit der niederländischen Seite aufzunehmen, da das weitaus größere
Teilstück der Strecke zwischen Dalheim und Roermond auf niederländischer
Seite liegt.
"Die CDU Wegberg begrüßt es ausdrücklich, dass der Eiserne
Rhein nicht mehr kommen kann und wünscht sich eine ergebnisoffene Prüfung
aller Optionen", sagte Petra Otten (CDU).
Steffen Vogel (Linke) sagte, dass ein Radschnellweg Richtung
Mönchengladbach
wichtiger sei als nach Roermond.
Gerd Arndt von den Grünen findet die Idee zu einem Radschnellweg zwischen
Dalheim und Roermond "etwas krass", ein Bahnanschluss für
Personenennahverkehr wäre nach seiner Meinung wichtiger als ein
Radschnellweg, zumal es zwischen Wassenberg und Roermond schon einen gut
ausgebauten Radweg gebe.
Auch Michael von den Driesch von der Wählergemeinschaft AfW ist der
Auffassung, dass ein Nahverkehrsangebot Richtung Roermond die beste Lösung
für alle sei.
Elke Höhne von den Freien Wählern sagte, man solle zunächst beide
Möglichkeiten untersuchen.
Bürgermeister Michael Stock erklärte, dass die von der Politik
gewünschte ergebnisoffene Prüfung durchaus ein gutes Ergebnis und
im Sinne der Stadt Wegberg sei.
Ein erstes Gespräch, unter anderem mit Ulrich Schirowski von der
Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Heinsberg und einem
Vertreter der Euregio Rhein-Maas-Nord sei bereits geführt worden.
"Wir werden mal hören, was die Niederländer eigentlich wollen,
ohne uns vorab auf das Thema Rad oder das Thema Bahn festzulegen", sagte
Technischer Beigeordneter Frank Thies abschließend.