Rheinische Post - Krefelder Zeitung - Mittwoch, 27. März 2019

Antwerpen rückt näher an Krefeld heran
Antwerpen ist von Krefeld nicht weiter entfernt als Bielefeld. Die Nähe und der Seehafen machen die belgische Stadt zum wichtigsten Standort für Krefelds weltweite Import- und Exportverkehre. Von einer neuen Kooperationsvereinbarung zwischen Flandern und Nordrhein-Westfalen profitieren hiesige Rheinhäfen und Krefelder Unternehmen.


Von Norbert Stirken

Krefeld. Krefeld, Neuss und Düsseldorf sind für den Seehafen Antwerpen in Belgien an der Nordsee wichtiges Hinterland bei der Bewältigung der logistischen Herausforderung der kommenden Jahre. Bis 2030 sollen die Güterverkehre um mehr als 40 Prozent steigen. Darin enthalten ist ein deutliches Plus der Binnenschifftransporte über den Rhein. Bei allen Entwicklungen stünden der Krefelder Hafen und die in Neuss und Düsseldorf im Zentrum, erklärte Andreas Hamm von den Neuss-Düsseldorfer Häfen, die zu 49 Prozent am Krefelder Hafen beteiligt sind. Die übrigen 51 Prozent am Krefelder Hafen hält die Stadt Krefeld.

Antwerpen sei der zweitgrößte Chemie-Hafen der Welt, informierte Hamm. Alle großen Unternehmen des Chemparks in Uerdingen seien dort mit eigenen Niederlassungen ansässig. Hinzu komme die Bedeutung Antwerpens als Projektexperte für Schwertransporte. Auf eigenen Spezialschiffen gehen Züge aus dem Siemenswerk oder Pressen von Siempelkamp von Antwerpen aus auf alle Kontinente, berichtete Hamm.

Insofern spiele die neue Kooperationsvereinbarung zwischen Nordrhein-Westfalen und Flandern für den Wirtschaftsstandort Krefeld eine bedeutsame Rolle. Landesverkehrsminister Hendrik Wüst ist einer der Unterzeichner. "Der Hafen Antwerpen und die Hinterlandhäfen am Niederrhein profitieren von einer gut ausgebauten Wasserstraßeninfrastruktur", sagte Wüst und forderte, diese für Transporte über Duisburg hinaus zu verbessern, um auf Dauer die Wirtschaftlichkeit der Binnenschiffstransporte zu erhöhen und weiteres Verlagerungspotenzial zu generieren. "Dafür brauchen wir eine zügige Umsetzung der Sohlenanpassung (Fahrrinnenvertiefung) und Abladeoptimierung am Rhein", sagte der Minister.

Jacques Vandermeiren, Hafenchef in Antwerpen, betonte: "NRW ist ein starker Industriestandort sowie Ausgangs- und Zielpunkt vieler Wertschöpfungs- und Logistikketten, in die der Antwerpener Hafen fest eingebunden ist. Bis 2030 erwarten wir einen Anstieg der Güterverkehre auf dieser Relation um mehr als 40 Prozent. Dazu benötigen wir eine leistungsfähige grenzüberschreitende Infrastruktur, insbesondere für Bahnverkehre, sowie regionale Drehscheiben zur Konsolidierung und Weiterverteilung der Ware entlang der Rheinschiene."

Einer der Schwerpunkte seiner Hafenstrategie ist die nachhaltige Verlagerung der Verkehrsströme. So soll der Anteil des grenzüberschreitenden Schienengüterverkehrs von aktuell etwa 15 auf 20 Prozent im Jahr 2030 steigen. Der Anteil der Wasserstraße soll im selben Zeitraum von aktuell 38 auf 42 Prozent ausgebaut werden.

Insbesondere der Ausbau der Schienenanbindung sei für die nordrhein-westfälische Wirtschaft von besonderer Bedeutung. Im Fokus steht dabei die Umsetzung der 3RX-Bahnstrecke - eine Alternative zur Wiederbelebung der historischen Strecke "Eiserner Rhein". Diese Strecke verlaufe von Flandern über die niederländischen Städte Roermond sowie Venlo und stoße bei Kaldenkirchen auf das deutsche Bahnnetz und gehe via Viersen durch Krefeld weiter nach Duisburg. Der Ausbau, der im deutschen Bundesverkehrswegeplan 2030 in den vordringlichen Bedarf aufgenommen worden sei, solle insbesondere so erfolgen, dass die Beeinträchtigungen für Anwohner weitmöglich minimiert werden, heißt es.

"Nordrhein-Westfalen ist ein wichtiger Handelspartner für Flandern. Mit dem Hafentag zeigen wir, dass Antwerpen der Zusammenarbeit mit NRW höchste Priorität beimisst. Wir haben der hiesigen Wirtschaft als größter Petrochemie-Cluster Europas und einem 740 Kilometer langen Pipelinenetz direkt ins deutsche Hinterland viel zu bieten. Als strategische Partner werden wir gemeinsam die Lieferkette der Zukunft gestalten", sagte Hafensenatorin Annick De Ridder.

Im Rahmen einer "Flämischen Woche" präsentierte sich der zweitgrößte Seehafen Europas unlängst als "Heimathafen der nordrhein-westfälischen Wirtschaft". Derzeit gingen mehr als zwei Drittel des Außenhandels über die Westhäfen und der Hafen Antwerpen liege nach Rotterdam auf Platz zwei, wie Vandermeiren ausführte.

Die Binnenhäfen in Nordrhein-Westfalen seien für Europas zweitgrößten Seehafen als trimodale Drehscheiben im Hinterlandverkehr unverzichtbare Partner, erklärte Wüst. Krefeld bereitet sich unter anderem mit dem Bau des Trailerports als Güterumschlagplatz von der Schiene auf die Straße auf dem Gelände des eigenen Hafenbahnhofs in Linn auf die Herausforderung vor.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Krefeld, 27. März 2019

Zur Info-Sammlung "Eiserner Rhein"
Zur Info-Seite von MG-Hardt.