Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Mittwoch, 13. November 2019
Das JHQ bekommt einen "Berg"
Neues Naherholungsgebiet für Mönchengladbach:
Aus der ehemaligen Militärstadt soll ein Naherholungsgebiet werden:
mit einem Wald, einem Hügel und Sichtschneisen.
von Gabi Peters
Mönchengladbach (RP).
Pläne für das JHQ gab es schon viele:
Festivalgelände, Standort für Windkrafträder, Mega-Freizeitpark.
Jetzt soll die ehemalige Militärstadt ein Naherholungsgebiet mit Wald, ökologischen Freiflächen,
Sichtschneisen und einem 35 Meter hohen Hügel mit Aussichtspunkt werden.
Das ist jedenfalls das bisherige Ergebnis von zwei Planungswerkstätten,
in der Vertreter der
Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (Bima)
als Liegenschaftseigentümerin, der Stadt, des von der
Bima
beauftragten Büros "Landschaft planen + bauen" sowie externe Sachverständige diskutierten.
In der Sitzung der Bezirksvertretung West wurden am Dienstag die Planungsempfehlungen für das JHQ vorgestellt.
Auf dem rund 470 Hektar großen ehemaligen Militärgelände stehen
zurzeit noch 2000 Gebäude, einschließlich Schulen, Kirchen, Theater,
Sportanlagen und Einkaufszentrum.
Die Bima
plant einen sukzessiven Abriss dieser Kleinstadt, die seit fünf Jahren
leer steht.
Das wird dauern angesichts der noch bestehenden Mietverträge mit der
Landespolizei, die dort trainiert, und für das Erstaufnahmelager für
Flüchtlinge.
Aber auch wegen der vielen Gebäude zieht sich die Maßnahme hin - wahrscheinlich
bis 2035.
Und es werden erhebliche Massen an Abbruchmaterial zusammenkommen - etwa 500.000 Kubikmeter.
Aus ihnen soll ein Landschaftsbauwerk entstehen: ein etwa 35 Meter hoher Hügel,
der auf dem ehemaligen Sportfeld im Westen der Fläche geplant ist.
Ein Weg soll zum höchsten Punkt führen, von wo aus ein Blick über
die Baumwipfel hinaus auf das Gesamtgelände ermöglicht wird.
Nach bisheriger Planung wird das JHQ-Areal in zwei Hälften geteilt.
Der nördliche Teil soll als "naturhafter Bereich ohne menschliche
Nutzung" entwickelt werden, der südliche Teil "als erlebbarer
Landschaftsraum mit Erschließungswegen".
Die Bima will auf
dem kompletten Gelände einen Wald anpflanzen mit Lichtungen und Sichtschneisen.
Das JHQ als Teil der Geschichte Mönchengladbachs soll aber trotz Komplettabrisses
an einigen Punkten sichtbar bleiben.
So könnten einige Ausstattungselemente wie zum Beispiel Wegweiser oder
Straßenschilder stehen bleiben.
Angedacht ist auch die Installation von visuellen Medien,
die an die Militärstadt erinnern.
Besondere Maßnahmen sind im JHQ notwendig, weil nicht alle Gebäude
komplett leer sind.
In einige Häuser zogen Fledermäuse ein, für die aus Gründen
des Artenschutzes nun neue Unterkünfte gesucht werden müssen.
Wo die sein könnten, muss noch abschließend geklärt werden.
Angedacht wurde unter anderem eine Umnutzung des Jagdhauses Haus Hellbach,
das einzige denkmalgeschützte Gebäude im ehemaligen JHQ.
Möglicherweise könnten auch die alten Trafohäuschen erhalten
werden, damit sie den Fledermäusen ein neues Zuhause bieten.
Der "Berg" soll in der Form aus zwei länglichen Pyramiden bestehen
und barrierefrei erreicht werden können.
"Das Modell hat den Vorteil, dass der Hügel sukzessive aufgebaut werden
kann", sagt Moritz Rohde vom Büro "Landschaft planen + bauen".
So könne ein Aussichtspunkt eher für die Bevölkerung freigegeben
werden.
Wie Annette Pfennings, Konversionsbeauftragte der
Stadt Mönchengladbach,
versicherte, werde in dem Landschaftsbauwerk kein hochkontaminiertes Material eingebaut.
Das werde abgefahren und gesondert entsorgt.
Laut Rohde wird mit den Abrissarbeiten im westlichen Bereich begonnen,
wenn alles glatt läuft ab Frühjahr 2020.
Der im JHQ neu entstehende Wald wird in den Besitz des Bundesforsts übergehen
und auch als Bundeskompensationsfläche genutzt.