Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Dienstag, 11. Januar 2022

Doch ein Gewerbegebiet ins JHQ?

Der Großteil des einstigen Hauptquartiers soll eigentlich wieder zur Natur werden. Aber jetzt soll eine Untersuchung klären, wie viel Raum man für neue Unternehmen reservieren könnte. Die Polizei sucht schon Ersatz für ihre Trainingszonen.


von Andreas Gruhn

Mönchengladbach (RP). Eigentlich ist für das ehemalige Hauptquartier der britischen Streitkräfte in Rheindahlen (JHQ) seit Jahren klar: Die seit 2014  weitgehend leerstehende Fläche wird wieder zur Natur – abgesehen von der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes auf 32 Hektar und 85 Hektar, die an die Polizei in NRW zu Übungszwecken vermietet sind. Und genau die sorgte jetzt für Aufsehen: Wie die Gewerkschaft der Polizei jetzt mitteilte, müssen die dort übenden Beamten kurzfristig woanders trainieren. Der Grund: Das Areal werde für eine Gewerbeansiedlung genutzt.

In der Mitteilung heißt es: "Weil das frühere Hauptquartier der britischen Streitkräfte in Mönchengladbach-Rheindahlen für eine Gewerbeansiedlung genutzt werden soll, muss das Land kurzfristig ein neues Gelände für das dort im Aufbau befindliche Drohnenfortbildungszentrum der Polizei suchen. Auch das hier bestehende regionale Trainingszentrum, in dem Polizisten auf Amoklagen vorbereitet werden und Spezialeinsatzkräfte brisante Einsätze üben, muss kurzfristig umziehen."

Kurzfristig umziehen für eine Gewerbeansiedlung? Das ist eine völlig neue Perspektive für das in Summe 471 Hektar große Areal mit rund 2000 Gebäuden, darunter 1400 Wohnungen. Aus Düsseldorfer Kreisen ist zu hören, man sähe dort etwa gerne die Niederlassung eines Chip-Herstellers – wo doch Halbleiter gerade so gefragt seien. Ob das wirklich schon so konkret ist, wie die Mitteilung der Polizei-Gewerkschaft nach einem kurzfristigen Umzug nach Linnich vermuten lässt, ist höchst ungewiss.

In Mönchengladbach jedenfalls weiß man davon offenbar nichts. "Es gibt dort keine aktuelle Ansiedlung, wir haben dort auch gar kein Planungsrecht", sagt Wirtschaftsförderer Ulrich Schückhaus. "Vielleicht werden wir Flächen perspektivisch irgendwann einmal brauchen können." Es gebe zwar immer wieder mal lose Anfragen, "aber wir haben einen Ratsbeschluss zum aktuellen Stand". Und der sieht eben die Renaturierung vor. Wobei auch das dort schon geplante Landschaftsbauwerk längst wieder gestrichen ist.

Ganz von der Hand zu weisen ist die Idee nach Gewerbeansiedlungen aber nicht, wie Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) bekundet. Es gebe Gespräche mit der Bezirksregierung und dem Wirtschaftsministerium um die Frage zu klären, ob Gewerbeflächen dort möglich sind zwischen Hardter Wald und Rheindahlener Land. "Wir wollen ausloten, ob man dort etwas ausweisen kann", sagte Heinrichs unserer Redaktion, was aber angesichts zahlreicher Auflagen wie Flora-Fauna-Habitat und Trinkwasserschutzzone wenn, dann nur in einem sehr begrenzten Gebiet möglich wäre. Erste Schritte seien zu klären, ob und wenn ja welches Gewerbe möglich wäre und dann auch in welchem Umfang. Heinrichs geht da von "deutlich unter 100 Hektar" aus.

Deshalb soll zu Beginn dieses Jahres jetzt eine Standortuntersuchung starten – ähnlich, wie dies das Zentrum für Luft- und Raumfahrt für den Flughafen vorgelegt hat. Diese Untersuchung soll nun klären, was möglich ist, "was wir wollen und welche Vermarktungsideen es gibt", so Heinrichs. Bevor es dann wirklich einmal zu einer Ansiedlung von Gewerbeeinheiten käme, würden Jahre vergehen: Schließlich muss so etwas zunächst im Regionalplan ausgewiesen werden. "Der Maßstab muss sein, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen", betont Heinrichs. Bis dahin verfolgt die Stadt ihren Abrissplan und den langfristigen Plan zur Renaturierung des Großteils des JHQ. Jochen Klenner, CDU-Chef und Landtagsabgeordneter, findet: "Wir kennen das JHQ noch als Wohn- und Arbeitsort von tausenden Menschen, die auch Kaufkraft und Leben in die benachbarten Stadtteile gebracht haben – eine neue Gewerbeansiedlung mit innovativen Zukunftsprodukten würde daher große Perspektiven für unsere Stadt bringen und ist daher natürlich hoch willkommen. Bei der besonderen Lage des JHQ müssen natürlich Umwelt- und Verkehrsfragen im Sinne der Anwohner beachtet werden."

Dass der Stadt durchaus Gewerbeflächen fehlen, das betont die Wirtschaftsförderung durchaus gerne. Viel Raum für neue Ansiedlungen gibt es nicht mehr abgesehen vom Nordpark und vom Gewerbegebiet in Rheindahlen. Ansonsten hat die Wirtschaftsförderung derzeit nur noch kleine Flächen zu bieten – wenn nicht etwas Größeres noch hinzukommen sollte.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 11. Januar 2022

Siehe hierzu auch Artikel vom 4. Juni 2020:
JHQ: Abriss des alten Hospitals verzögert sich



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