Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Donnerstag, 28. Juli 2022

Ampel ringt um Gewerbeflächen und das JHQ

SPD und FDP wollen Teile der Brache im Hardter Wald für Unternehmensansiedlungen nutzen. Die Grünen betonen hingegen den ökologischen Wert des Areals, in dem sich viele Arten Lebensraum zurückerobert hätten.


Mönchengladbach (RP). Die Wirtschaft in der Stadt braucht Platz, die IHK fordert in Person von Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz "wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen, keine zusätzlichen Beschränkungen". Nur wo soll man Platz schaffen, wo doch Sasserath, angesichts der Verweigerung von Grundbesitzern ihr Land für Gewerbeflächen abzugeben, praktisch nicht umzusetzen ist? Enteignungen jedenfalls werde es in keinem Fall geben, betont SPD-Fraktionschef Janann Safi.

Für die Ampel-Mehrheit im Rat könnte die Kostenpflichtiger Inhalt Frage nach neuen Gewerbestandorten zu einer Belastungsprobe werden. Während bei anderen Themen die parteipolitischen Prioritäten intern auch mal zustimmendes Schweigen erlauben (so etwa in der Frage nach zusätzlichen Gesamtschulplätzen) sind hier bei jeder Partei ureigene Interessen betroffen: Die SPD will Arbeitsplätze schaffen, die Grünen Grünflächen erhalten, und die FDP den Unternehmern möglichst viel ermöglichen.

Nachdem die SPD in dieser Woche nun verstärkt Teile des JHQ als Gewerbefläche untersucht haben will, warnen die Grünen vor "exorbitantem Flächenverbrauch". Parteisprecher Martin Wirtz spricht von "undurchdachtem Handeln" und der Suche nach neuen Flächen "auf die Schnelle, nur um kurzfristig eine Alternative präsentieren" zu können. In der Zeit des Stillstands hätten sich viele unterschiedliche Arten im JHQ angesiedelt und ihren Lebensraum zurückerobert. "Ein ökologisch absolut elementarer Wert für unsere Stadt", sagt Wirtz. "Wir können es uns angesichts der bedrohlichen Ausmaße der Klimakrise und des Artensterbens schlicht nicht mehr leisten, unüberlegt und vorschnell zu handeln. Deswegen sprechen wir uns als Bündnis 90/Die Grünen für eine ehrliche und unvoreingenommene Diskussion zu dem Thema einer Gewerbeansiedlung im gesamten Stadtgebiet aus. Auch wenn das bedeutet, dass wir in absehbarer Zeit noch keine neuen Flächen ausweisen können."

Für die SPD hingegen ist klar, dass man das JHQ zu Gewerbeflächen entwickeln muss, wie Fraktionschef Janann Safi betont: "Wir wollen ökologie und qualifizierte Arbeitsplätze in der Stadt vereinen. Deshalb wollen wir Brachflächen - wie das JHQ - zu nachhaltigen Gewerbeflächen entwickeln. Die Vergangenheit unserer Stadt zeigt, was geschieht, wenn wir unvorbereitet in den Strukturwandel schreiten."

Für den designierten FDP-Fraktionsvorsitzenden Achim Wyen ist klar, dass der ermittelte Bedarf von 140 Hektar für Gewerbeflächen gedeckt werden muss. Das JHQ werde dazu zwar nicht reichen, dennoch sei es ein attraktiver Standort. "Aber die Verwaltung soll eruieren, welche Möglichkeiten es dort gibt, auch wenn es natürlich sinnvoll ist, den Großteil zu renaturieren. Es sind ja versiegelte Flächen da, wir wollen ja nicht den Hardter Wald fällen." Eine kurzfristige Lösung sei dies jedoch nicht. Dazu müssten bestehende Gewerbegebiete auf zusätzliches Potenzial untersucht werden, etwa wo zusätzliche Geschosse gebaut werden könnten. "Wir müssen ja an irgendeiner Stelle Flächen entwickeln, wir brauchen attraktive Arbeitgeber mit guten Jobs."



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 28. Juli 2022

Siehe hierzu auch Artikel vom 11. Januar 2022:
Doch ein Gewerbegebiet ins JHQ?


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