Rheinische Post - Mönchengladbach - Montag, 24. Oktober 2022

Närrisches Jubiläum und viel Nachwuchs

Mönchengladbachs älteste Karnevalsgesellschaft Spönnradsbeen, gegründet 1857, hat den 165. Geburtstag begangen. Auch die Kinder- und Jugendgarde hatte Grund zum Feiern. Selbst die langjährigen Mitglieder erfuhren dabei einiges Neues.


von Franz Josef Ungerechts

Hardt (RP). Närrische aber auch historische 15 mal elf Jahre wird die Große Gladbacher Karnevalsgesellschaft Spönnradsbeen aus Hardt in dieser Session alt. Zur Feier im Alten Zeughaus, dem Karnevalsmuseum der Stadt, hatte sie am Samstag Gäste eingeladen; von Oberbürgermeister Felix Heinrichs, über befreundete Vereine bis hin zum Mönchengladbacher Karnevalsverband (MKV), der mit großen Gefolge - natürlich noch in Zivil - den Geburtstag mitfeierte: das MKV-Präsidium und der Hofstaat mit Gert Kartheuser an der Spitze, das noch designierte Prinzenpaar der Stadt, Stefan und Bianca Zimmermanns, der Kinderprinz Marlon Leon Gillessen - Schwester und Prinzessin Lea Jamila war verhindert.

Nicht nur die großen und älteren Karnevalisten feierten, es war auch ein Geburtstag für die jüngsten Spönnradsbeener, denn gleichzeitig wurde die Kinder- und Jugendgarde 44 Jahre alt. 35 Kinder und Jugendliche, so verkündete Vorsitzender Reiner Schmitz, sind in den drei Nachwuchsgarden ein wichtiger Teil des Vereins. Mit dabei war Henriette Römer, sie gründete 1978 die erste Kindergarde.

Für den erkrankten Präsidenten der Gesellschaft, Heino Lambertz, hielt Altkarnevalistin Annelie Bodeweis die Laudatio. Sie sprach von überlieferten Tatsachen und streute manche persönliche Anekdote in ihre Rede ein. Zum Beispiel erklärte sie den Begriff Nachbarschaft bei der Spönnradsbeen, das ist, so erzählte sie, wenn man morgens beim Nachbarn etwas ausborgen geht und erst gegen Abend wieder zuhause eintrifft.

So erfuhren die Gäste, dass eine Eintragung vom 11. März 1857 im "Großen Pfarrbuch" des Kirchenarchivs der St. Nikolauskirche belegt, dass von der Karnevalsgesellschaft 47 Thaler und vier Silbergroschen für die Anschaffung der Kirchenorgel gespendet wurden. Eine weitere Eintragung von 1850 besagt, dass die Schulkinder in Hardt am Rosenmontag schulfrei hatten. Wenn also Rosenmontag schulfrei war, so das Gedankenspiel, muss schon ein reges Karnevalstreiben in Hardt stattgefunden haben. Weiterhin ist durch ein Plakat belegt, dass es bereits 1897 in Hardt einen Prinz Karneval gab.

Dies sind Tatsachen, die auch der Oberbürgermeister nicht widerlegen wollte. Heinrichs, dekoriert mit einem MKV-Schiffchen auf dem Kopf, gratulierte der in Würde alt gewordenen, aber jung gebliebenen Gesellschaft mit einer Geldspende. Kassierer Achim Schröder und der Erste Beisitzer Winfried Zaun erhielten den OB-Orden. Weitere Orden und Ehrungen gab es vom Karnevalsverband linker Niederrhein. Präsident Karl Schäfer verlieh zwei Bronzene Verdienstorden für Sophie Scheepers und Madina Cremerius, einen Silbernen Verdienstorden für Julia Zaum und den Goldenen Verdienstorden für Anja Deussen. Alle vier geehrten jungen Damen sind Trainerinnen der Tanzgarden.

Besonders ausgezeichnet wurde von der Karnevalsgesellschaft Heinz Kleef. Vorsitzender Reiner Schmitz überreichte dem langjährigen Hofmarschall des MKV (1996 bis 2011) eine Ehrenmütze der Gesellschaft, von der es insgesamt nun sieben Träger gibt.

Die Veranstaltung im alten Zeughaus ersetzt in dieser Session die traditionelle Verleihung des Joldenen Spönnrads. Erwähnenswert, so Pressesprecherin Eva Blau, ist, dass die Spönnradsbeener, wie in früheren Zeiten, den größten Teil ihrer Veranstaltungen mit Leuten aus den eigenen Reihen bestreiten. Trotz einiger schlechter Zeiten hat es immer wieder Männer gegeben, die für den Fortbestand der Gesellschaft Sorge getragen haben und Spönnradsbeen hofft, dass dies auch in vielen Jahren noch so sein wird.




Info: Was Spönnradsbeen eigentlich bedeutet

Theorie
Die Herkunft ist nicht ganz geklärt. Entweder resultiert der Name Spönnradsbeen von den Beinen eines Spinnrads oder von den Beinen der Damen, die das Spinnrad antrieben. Spinnen und Weben war früher die Hauptbeschäftigung vieler Hardter, da, so die Überlieferung, in fast jedem Haus ein Spinnrad stand.


Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 24. Oktober 2022

Siehe dazu auch Extra-Tipp Mönchengladbach vom 30. Oktober 2022 und auch Pluspunkt 09/2022 vom 30. Oktober 2022


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