Rheinische Post - Mönchengladbach - Donnerstag, 27. Oktober 2022

Vierter Fall in zwei Jahren: Warum in Mönchengladbach-Hardt so oft Automaten gesprengt werden

Bei Geldautomatensprengungen traf es in Hardt zuletzt zweimal die Volksbank und zweimal die Sparkasse. Was die Täter in die Ortschaft ziehen könnte und welche Probleme das mitbringt.


von Gabi Peters

Hardt (RP). Die Nacht zum Mittwoch, 26. Oktober, war für viele Menschen in Hardt nur kurz. Denn gegen 3.50 Uhr gab es an der Vorster Straße zwei laute Explosionsgeräusche. "Ich stand senkrecht im Bett", berichten mehrere Anwohner. Gleich mehrere Notrufe gehen bei der Polizei ein.

Unbekannte Täter hatten einen Geldautomaten in der Sparkassen-Filiale Hardt gesprengt. Zeugen beobachten vier Personen mit Stirnlampen, die in einem grauen oder anthrazitfarbenen Wagen flüchten. Es soll sich dabei um einen SUV – möglicherweise von Audi – handeln. Eine Zeit lang kursiert ein Video von den flüchtenden Tätern im Netz.

Der Vorraum der Sparkassen-Filiale ist zertrümmert, die Straße voller Glasscherben. Da das Gebäude, in dem sich die Sparkassen-Filiale befindet, auch ein Wohnhaus ist, muss ein Statiker gerufen werden. Er soll abklären, ob das Haus weiter gefahrlos bewohnt werden kann. Der Experte gibt Entwarnung, die Bewohner können bleiben.

Neben der Polizei ist auch die Feuerwehr im Einsatz. Im Tatortbereich muss die Vorster Straße vorübergehend gesperrt werden. Die Straßenreinigung der Mags wird zur Beseitigung des großen Splitterfeldes angefordert.

Nach den ersten Ermittlungen der Polizei handelt es sich bei den Kennzeichen am verdächtigen Auto um ein niederländisches Nummernschild. Die umfangreichen Fahndungsmaßnahmen verlaufen erfolglos.

Die Sparkasse in Hardt war gerade renoviert worden. Denn schon am 6. Dezember war die Filiale Ziel von Geldautomatensprengern. Am Montag müssen viele Anwohner an ein Deja-vu gedacht haben. Denn auch im Dezember gab es zwei Detonationen, auch in diesem Fall waren die flüchtenden Täter von einem Zeugen gefilmt worden. Das Video zeigt sie, wie sie in einem silbernen oder grauen Fahrzeug flüchten. Der Wagen hatte ein Viersener Kennzeichen. Aber das war gestohlen, wie sich später herausstellte. Auch in diesem Fall lag die Straße voller Glassplitter, ein Statiker musste kommen, weil das Gebäude so stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Schaden soll im sechsstelligen Bereich gelegen haben, wie später aus der Sparkasse zu hören war. Das Geldinstitut setzte eine Belohnung zur Ergreifung der Täter aus. Doch von ihnen fehlt bisher jede Spur.

Im Dezember hatten die Täter keine Beute gemacht. Ob das dieses Mal auch der Fall ist, muss noch geklärt werden. "Durch die Deformationen konnten wir noch nicht erkennen, ob die Geldkassetten leer sind", sagt Polizeisprecher Wolfgang Röthgens. Wie im Dezember auch gehe die Polizei davon aus, dass die Sprengung die Tat einer organisierten Bande ist.

Die Nähe zu Autobahn scheint Hardt für Täter interessant zu machen. Denn in der Volksbank an der Vorster Straße wurden ebenfalls schon Geldautomaten gesprengt: am 4. März 2020 und am 18. April 2020. Offenbar sehen die Täter auch einen Vorteil darin, dass Hardt weit genug von der belebten City entfernt liegt.

Wie die Stadtsparkasse mitteilte, wird die Filiale Hardt in den kommenden Tagen geschlossen bleiben. Kunden werden gebeten, auf die Zweigstellen Venn, Windberg und Rheindahlen auszuweichen. Während die Bewohner über der Sparkasse Angst haben, dass das Gebäude bei einer möglichen nächsten Sprengung zusammenbricht, befürchten andere Anwohner des Ortsteils, dass die Hardter Filiale komplett geschlossen werden könnte.

In den vergangenen Monaten hat die Zahl der Geldautomatensprengungen im Land deutlich zugenommen. Kaum ein Tag vergeht ohne Meldung einer solchen Straftat. In den vergangenen acht Tagen wurden alleine mindestens vier weitere Automatensprengungen in NRW bekannt: Jülich 25. Oktober, Grevenbroich 24. Oktober, Monschau 21. Oktober, Meerbusch 19. Oktober.

Die Ermittlungen der Polizei zum aktuellen Fall dauern an. Sie bittet Zeugen, die sachdienliche Hinweise geben können, sich unter der Telefonnummer 02161 290 zu melden. Außerdem bittet die Polizei, dass ihr von Anwohnern gedrehte Filme zur Verfügung gestellt werden. Ein Video liegt der Polizei bereits vor.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 27. Oktober 2022

Zur Info-Seite von MG-Hardt.