Rheinische Post - Mönchengladbach - Dienstag, 28. März 2023

Polizei prüft Chat-Verläufe nach Bombendrohung

Vor der Evakuierung der Schulen in Hardt bekam eine Zwölfjährige eine vermeintlich harmlose Frage gestellt. Dass ihre Antwort möglicherweise den Polizei-Großeinsatz in Mönchengladbach ausgelöst haben könnte, ahnte sie nicht.


von Gabi Peters

Hardt (RP). Bei den Ermittlungen nach den Bombendrohungen gegen zwei Schulen in Hardt ist die Polizei zwar einen entscheidenden Schritt weiter, beendet ist der Fall aber noch nicht. Zurzeit werden Chat-Verläufe überprüft. Dabei geht es um Nachrichten, die eine zwölfjährige Schülerin der Gesamtschule Hardt und der mittlerweile ermittelte, mutmaßliche Schreiber der Droh-Mails über Social-Media-Kanäle austauschten.

Wie Polizeisprecher Wolfgang Röthgens am Montag, 27. März, sagte, hatte das Mädchen am Morgen vor der ersten Bombendrohung Chat-Kontakt zu dem 15-Jährigen. Dieser soll, nachdem die Zwölfjährige ihm erklärt hatte, dass sie jetzt zum Unterricht müsse, eine eigentlich harmlose Frage gestellt haben: "Würdest du weiter mit mir chatten, wenn du keine Schule hättest?"

Als das Mädchen die Gesamtschule erreichte, soll die Räumung schon begonnen haben. "Die Zwölfjährige gab an, dass sie die Evakuierung und die ihr gestellte Frage zunächst nicht in einen Zusammenhang gebracht habe", sagt Röthgens. Dies sei wohl erst bei nachfolgenden Chats geschehen.

An die Polizei gelangten diese Informationen über einen Umweg. Eine 13-jährige Gesamtschülerin hatte sich an einen Lehrer gewandt und von Botschaften berichtet, die mit den Drohungen zusammenhängen könnten. Die weiteren kriminalpolizeilichen Ermittlungen hatten dann zu der zwölfjährigen Schülerin geführt. Dieser lagen tatsächlich die Inhalte der per E-Mail vom Täter an die Gemeinschaftsgrundschule Hardt übermittelten Drohschreiben vor.

Was genau in den Mails stand, die einen Polizei-Großeinsatz am Donnerstag, 23. März, ausgelöst hatten, wollen die Ermittler nicht verraten - auch weil man keine Vorlage für Nachahmer liefern will.

Warum die Bombendrohung an die Grundschule geschickt wurde und nicht an die Gesamtschule, die die Zwölfjährige besucht, ist unklar. Ausschließen, dass es sich schlichtweg um einen Irrtum handelte, kann die Polizei nicht. GGS für Gemeinschaftsgrundschule und GS für Gesamtschule liegen nah beieinander.

Der Tatverdächtige selbst wurde noch nicht gehört. Nach Angaben der Zwölfjährigen ist er 15 Jahre alt und lebt nicht in Deutschland. Um im Ausland einen Verdächtigen zu verhören, müsste von der Staatsanwaltschaft zunächst ein Rechtsmittelersuchen gestellt werden. Aber noch ist auch die Identität des mutmaßlichen Täters nicht überprüft. "Bislang beziehen wir uns auf die Aussagen des Mädchens und auf die Chat-Nachrichten", sagt der Polizeisprecher.

Die erste Mail mit Bombendrohung war am Donnerstag gegen 9 Uhr bei der Polizei gemeldet worden. Von der Räumung der zwei Schulen waren mehr als 1000 Personen betroffen. Weitere Androhungen von Straftaten folgten, als der Einsatz gerade beendet war. So fand mehrere Tage kein Unterricht statt, auch wenn die Polizei keine akute Gefährdungslage sah und auch keine Sprengsätze oder ähnliche gefährliche Gegenstände fand.

Beide Schulen haben sich nach dem Vorfall vom "Schulpsychologischen Dienst", der jetzt "Schulpsychologische Beratung" heißt, Hilfe geholt. Dabei sei es vor allem um Fragen des Krisenmanagements gegangen: "Wie geht man mit dem Thema um? Wie bespricht man es mit den Schülern?", sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. Die Mitarbeiter von der Schulpsychologischen Beratung hätten, wie in solchen Fällen üblich, vor allem den Lehrerinnen und Lehrern als Vertrauenspersonen der Schüler zur Seite gestanden.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 28. März 2023



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