Rheinische Post - Wegberg - Montag, 10. Februar 2024

Bund will Bahntrasse bauen
Neue Sorge vorm "Eisernen Rhein" in Wegberg


Aussagen aus Berlin lassen in Wegberg aufhorchen. Der Bund will eine Schienenverbindung zwischen Antwerpen und dem Ruhrgebiet. Wird dazu auch eine alte Bahntrassenplanung reaktiviert?


von Christos Pasvantis

Wegberg (RP). Seit vielen Jahren ist es ein Begriff, der immer wieder durch Wegberg geistert und für Verstimmung sorgt. Der "Eiserne Rhein", eine alternative Bahnstrecke, die von Antwerpen bis ins Ruhrgebiet führen soll - und je nach geplantem Streckenverlauf dann auch durch Wegberg führen könnte. Neue Nahrung erhalten die Gerüchte nun durch ein Schreiben des Verkehrsstaatssekretär Michael Theurer (FDP) an seinen Euskirchener Parteifreund Markus Herbrand, das unserer Redaktion vorliegt.

Theurer berichtet darin von einem Meeting, an dem die Verkehrsminister von NRW, des Bundes, der Niederlande, Belgiens und Flanderns teilgenommen hatten. Bei einer gemeinsamen Erörterung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses des Projekts sei zwar kein Kompromiss gefunden worden. Aber: "Es ist an Belgien und den Niederlanden, einen Kompromiss zu finden", schreibt Theurer und fügt hinzu: "Die Bundesregierung steht bereit, den deutschen Abschnitt aus eigenen Mitteln zu finanzieren und damit das Vorhaben voranzutreiben."

Soll heißen: Die Bundesregierung steht voll hinter dem Projekt. Kommt es in den beiden Benelux-Staaten zu einer Einigung, soll der "Eiserne Rhein" gebaut werden. Für die deutsche Politik und Wirtschaft klingt die Trasse verlockend: Sie würde eine zusätzliche, direkte Verbindung zwischen dem zweitgrößten Hafen Europas und der Industrie in NRW schaffen. Bis zu 150.000 betroffene Anwohner allein auf deutscher Seite dürften das anders sehen.

Die für die Wegberger daher entscheidende Frage: Wenn der "Eiserne Rhein" kommt, welchen Streckenverlauf würde er dann nehmen? Würde man den "alten" geplanten Verlauf favorisieren oder eine andere Route? Für Unruhe sorgt in diesem Zusammenhang ein Statement des FDP-Abgeordneten Herbrand: "Das klare Bekenntnis der Bundesregierung zur übernahme der Ausbaukosten auf deutscher Seite zeigt die hohe Wertschätzung für die Reaktivierung und den Ausbau der alternativen Bahnstrecke", sagt Herbrand - und beim Wort "Reaktivierung" läuten in Wegberg die Alarmglocken.

Eingeschaltet hat sich nun auch der Heinsberger CDU-Bundestagsabgeordnete Wilfried Oellers: Da in dem Schreiben von einer "Reaktivierung" der Strecke die Rede sei, werde die Besorgnis der Bürgerinnen und Bürger in Wegberg geweckt, dass bei den Planungen an die momentan teilweise stillgelegte und nicht mehr existierende Gleisanlage der "Historischen Trasse" gedacht wird, die quer durch das dichtbesiedelte Stadtgebiet von Wegberg führt. Oellers fordert daher: "Das Ministerium muss eindeutig darlegen, welchen Streckenverlauf es für geeignet hält. Die Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis sprechen sich eindeutig gegen die "Historische Trasse" aus. Ich spreche mich ebenso gegen die "Historische Trasse" aus, weil es mit der Variante entlang der A52 eine Möglichkeit gibt, die mit weniger Beeinträchtigungen für die Menschen verbunden ist." Oellers habe NRW-Ministerpräsident HendriK Wüst (CDU) angeschrieben und gebeten, sich gegen die Historische Trasse auszusprechen.

Neben den hohen Belastungen für die Menschen sei ein weiterer Kritikpunkt, dass die Bahntrasse auch durch den niederländischen und direkt an Wegberg grenzenden Nationalpark Meinweg führen würde. Auch der Wegberger CDU-Fraktionsvorsitzende Marcus Johnen nimmt eine "Unsicherheit" in der Bevölkerung wahr und findet: "Eine konkrete Aussage des Verkehrsministeriums zum Streckenverlauf ist dringend notwendig."

Unabhängig von diesem Projekt ist der Wunsch der Verkehrsverbände, die S8 zu erweitern - auch das würde Wegberg betreffen. Bis 2040, so eine Idee der Verbände, könnte die Linie, die derzeit zwischen Hagen und Mönchengladbach verkehrt, über Dalheim bis nach Roermond verlängert werden. Auch der Kreis Heinsberg hatte im vergangenen Jahr über diese Planung berichtet. Sie ist zwar nur für den Personenverkehr gedacht, könnte aus rechtlicher Sicht allerdings auch die Tür für Güterverkehr öffnen. Bislang ist die Planung in diese Richtung allerdings sehr unausgegoren.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Wegberg, 10. Februar 2024

Siehe hierzu auch Artikel vom 31. Januar 2024:
Wegberg: Bund für Reaktivierung des "Eisernen Rheins"


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