In Hardt fehlte ein Altar

Rheinische Post - Mittwoch, 29. Mai 1963


Trotz Straßensperrungen farbenfrohe Kirmesparade -- Bälle gut besucht

M. Die Hardter Nikolaus-Bruderschaft zog -- wie in jedem Jahr -- ein wohlgelungenes Heimatfest auf, obgleich die Straßen- und Verkehrsverhältnisse in Hardt das größte Hindernis für öffentliche Aufzüge sind. Die Tomperstraße war einseitig gesperrt und fiel für den Schützenzug aus. Der Wochenendverkehr flutete über die Nikolausstraße in Richtung Dülken. Nur mühsam konnte die Polizei am Sonntagmorgen den kurzen Weg von der Kirche bis zum Friedhof für die Pfarrprozession freihalten. Prozession und Schützenzug bewegten sich überwiegend über die wenigen Seiten- straßen des Zentrums. Wenn die geplante Umgehungsstraße nicht umgehend in Angriff genommen wird, werden Aufzüge in Hardt bald nicht mehr möglich sein.
Trotz der Bewegungeinschränkung beherrschten die bunten Uniformen das Straßenbild. Am späten Samstagnachmittag versammelten sich die Teilnehmer, von Vorst kommmend, auf dem Kirchplatz zur Errichtung des Königsmaien. Obgleich die Residenz des jungen Königs Karl-Heinz I. verkehrsmäßig ungünstig lag, hatte die Nachbarschaft die schwierige Frage einer würdigen Ausschmückung geschickt gelöst.
Trommelwirbel weckte die Schützen am frühen Sonntagmorgen. Um 8 Uhr trafen sich die Bruderschafter am Jugendheim und zogen, nachdem der König abgeholt worden war, zur Kirche zum Festhochamt. Vor dem Hochamt wurde die neue Fahne der Jungschützen geweiht. Anschließend zog die Pfarrprozession, an der auch Oberbürgermeister Maubach teilnahm, zum Friedhof, wo der erste Segen erteilt wurde. Als die Prozession den Schulhof erreichte, wo der zweite Segen gespendet werden sollte, mußten die Gläubigen erstaunt feststellen, daß man hier anscheinend "vergessen" hatte, einen Altar zu errichten. Nach den kirchlichen Feiern wurde in der Gedächtniskapelle ein Kranz für die Gefallenen niedergelegt. Auf der Winkelnerstraße zogen die Schützen im Paradeschritt an ihrem König und den Ehrengästen vorbei. Beim Frühschoppen im Festzelt konnten sich die Teilnehmer von den Anstrengungen des Vormittags erholen.
Der Montag sah die Bruderschaftler erneut in voller Aktion. Nach dem Hochamt für die verstorbenen Mitglieder ging es wieder hinaus zur Winkelnerstraße zur großen Königsparade. Die an allen Festtagen im Festzelt abgehaltenen Bälle waren gut besucht. Dank des guten Wetters war auch in den Straßen ein lebhaftes Treiben zu beobachten. Die Kirmes klang aus mit dem "Rheinischen Abend" und dem großen Zapfenstreich.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach,
(vermutlich) Mittwoch, 29. Mai 1963 - Text von Hans Dilsen per 28.Mai 1963
Leihgabe aus Hardter Pfarrarchiv, März 2000 (6)

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