Westdeutscher Rundfunk - Freitag, 12. Oktober 2012

Schneller Güterverkehr auf dem "Eisernen Rhein"

Streit um Eisenbahntrasse am Niederrhein
Der Güterverkehr an Rhein und Ruhr wird weiter stark wachsen. Das gilt vor allem für den Hafen in Duisburg. Viele der dort umgeschlagenen Waren kommen aus dem Nordsee-Hafen in Antwerpen. Bisher laufen die Transporte über Aachen ins Ruhrgebiet. 60 Kilometer kürzer wäre eine Schienenverbindung über das niederländische Roermond und Mönchengladbach, den so genannten "Eisernen Rhein", eine Trasse, die es früher schon einmal gab. Das Projekt sorgt jedoch seit Jahren für Streit.

Der zusätzliche Güterverkehr auf den Eisenbahngleisen wird für Lärm sorgen. Deshalb gibt es unter anderem in Krefeld massiven Widerstand gegen die Pläne. Kommunalpolitiker befürchten, dass der Güterverkehr durch die Innenstadt drastisch zunimmt, wenn es bei den bisherigen Plänen bleibt. CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel hat deshalb einen Brief an Bundesverkehrsminister Ramsauer geschrieben. Darin fordert Fabel eine neue Bahntrasse entlang der A 52 oder der A 44, damit die Züge um Krefeld herum fahren. Denn andernfalls müssten rund 80.000 Menschen unter dem Krach der Güterzüge leiden. Der Kommunalpolitiker schreibt in seinem Brief an Ramsauer: "Ihre Haltung in Sachen Eiserner Rhein ist aus meiner Sicht völlig unakzeptabel."

16 Jahre Streit um Eisenbahntrasse
Schon im Jahr 1996 kommt die Güterverkehrsstrecke wieder ins Gespräch. Politiker wollen den kürzesten Weg vom Ruhrgebiet nach Antwerpen wieder reaktivieren. Das Hauptproblem dabei ist die rund 35 Kilometer lange Trassen am Niederrhein. Im Gespräch war zunächst, die historische Trasse wiederzubeleben. Im Jahr 2010 schlug die NRW-Landesregierung jedoch vor, aus Lärmschutzgründen eine neue Strecke entlang der A 52 zu bauen. Das Argument: entlang der historischen Strecke stehen viele Wohnhäuser zu nah an den Gleisen. Außerdem sei eine neue Trasse 100 Millionen Euro billiger, als die alte Trasse wieder instand zu setzen. Das Land stieß aber beim Bund auf taube Ohren. Im September 2012 erklärte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer die Diskussion für beendet. Die Güterverkehrsstrecke soll auf der historischen Trasse laufen.

Kaufleute wollten Rheinzoll sparen
Die ersten Pläne für eine Eisenbahn von Antwerpen ins Rheinland stammen aus dem Jahr 1830. Rheinische Kaufleute wollen damit die hohen Rheinzölle der Niederländer umgehen. 1842 geht die Güterverkehrsstrecke in Betrieb. Sie wird "Eiserner Rhein" genannt, als Gegensatz zum Fluss Rhein. Die Trasse verläuft zunächst von Antwerpen über Lüttich und Aachen bis nach Köln. Wenig später wird die Strecke kürzer. Sie verläuft dann von Antwerpen über belgisches und erstmals über niederländisches Gebiet bis nach Mönchengladbach. Anfang des 20. Jahrhunderts rollen pro Tag bis zu 900 Waggons über die Strecke. Im zweiten Weltkrieg werden viele Bahnhöfe, Brücken und Gleisanlagen von Bomben getroffen. Die historische Trasse ist weitgehend zerstört. 1958 wird das zweite Gleis zwischen Dalheim und Wegberg abgebaut. Und genau dieses zweite Gleis müsste jetzt wieder neu gebaut werden, damit die Güterzüge störungsfrei in beiden Richtungen rollen können.

Streit um "Eisernen Rhein" jenseits der Grenze
Die Länder Belgien und Niederlande konnten sich zunächst nicht einigen, ob und wie die Güterverkehrstrecke reaktiviert werden kann. 2003 riefen beide Länder den Internationalen Gerichtshof in Den Haag an. Zwei Jahre später fiel das Urteil. Belgien kann sich auf alte Verträge aus dem Jahr 1839 berufen und hat deshalb ein Durchfahrtsrecht auf der historischen Trasse. Die Kostenverteilung hängt vom jeweiligen Streckenabschnitt ab. Belgien kann die Trasse auf niederländischem Territorium ausbauen. Weitere Kosten, beispielsweise für den Umweltschutz, müssen geteilt werden.


Quelle: Westdeutscher Rundfunk, Thema des Tages (12.10.2012)


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