Westdeutsche Zeitung - Donnerstag, 12. Juli 2007
Wittke: Eiserner Rhein ist ein Projekt für NRW
Bei Ortsterminen machte der Verkehrsminister gestern klar, dass es wenig Alternativen zur geplanten Trasse entlang der A 52 gibt.
Von Peter Langer
Westdeutsche Zeitung - Krefeld/Viersen.
Solche Termine müssten jedem Minister Freude bereiten: Im bunten Festschmuck
mit Maien und Wimpelketten erwartete Waldniel NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke
(CDU) auf seinem Besuch im Kreis Viersen. Da machte es fast nichts, dass die Dekoration
eigentlich für das Schützenfest am vergangenen Wochenende angebracht
worden war.
Stefan Berger, CDU-Landtagsabgeordneter für den Kreis Viersen, hatte Wittke
eingeladen, sich vor Ort über das Projekt Eiserner Rhein zu informieren.
Und der stellte sich nach zwei Ortsterminen am Viersener Bahnhof und einer Autobahnbrücke
in Hehler der Diskussion mit Bürgermeistern der von dem Vorhaben betroffenen
Städte und Gemeinden.
"Der Güterverkehr wird in den nächsten zehn Jahren um 60 Prozent zunehmen." (Oliver Wittke, Verkehrsminister)
Dieser Termin sei ihm besonders wichtig, hob Wittke hervor, weil er die Gelegenheit
geboten habe, "das Gespräch mit den Menschen an Ort und Stelle zu suchen".
Offenheit sei ein Gebot der Stunde, daher wolle er sich auch weiter dafür
einsetzen, dass alle relevanten Informationen im Rahmen der Planungen und Gespräche
öffentlich zugänglich gemacht würden. Dennoch müssten alle
Beteiligten begreifen, dass in punkto Eiserner Rhein ein Umdenken erforderlich
sei. "Dieses Strukturprojekt ist wichtig für NRW. In den kommenden zehn
Jahren wird der Güterverkehr um 60 Prozent zunehmen." Jährlich
sei ein gewaltiger Transport-Zuwachs von 1,7 Millionen TEU zu erwarten.
Über die Straße alleine könnten diese Gütermengen nicht mehr
transportiert werden.
Die Bedeutung der drei nächstgelegenen Seehäfen Rotterdam, Amsterdam
und Antwerpen würde immer mehr wachsen. "Wir im Hinterland sind da infrastrukturell
gefordert", erklärte der Minister. NRW sei sozusagen in einer Art
"Poleposition, auch arbeitsmarktpolitisch". Es sei im Interesse des
Landes, dass der Antwerpener Hafen eine zuverlässige Anbindung an die Wirtschaftsregionen
des Landes erhalte. Deswegen sei das
Gutachten
in Auftrag gegeben worden, dessen Ergebnis lautet,
dass eine Güterverkehrstrasse entlang der Autobahn 52 die Variante mit der
geringsten Belastung für Umwelt und Anwohner sei.
Er wolle, so erklärte Wittke, als nächstes das Gespräch mit Bundesverkehrsminister
Wolfgang Tiefensee suchen und dabei auch den notwendigen Lärmschutz ansprechen.
Außerdem soll es Dreier-Gespräche mit den Niederlanden und Belgien
geben. Wittke: "Wann da ein Konsens hergestellt ist, traue ich mich nicht
zu sagen."
Er gehe aber in jedem Fall davon aus, dass es noch eine Ergänzung zum bestehenden
Gutachten
geben wird, das auch die Nutzung der Trasse durch den Öffentlichen Personen-Nahverkehr
untersucht. Er versprach: "Bei den Gesprächen mit unseren Freunden
in den Niederlanden und Belgien wollen wir in erster Linie Landesinteressen verfolgen."
Denn der Kreis Viersen solle durch die neue Verbindung nicht nur die Last zu tragen
haben, sondern durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze auch von dem Projekt
profitieren. "Dass die Bevölkerung verunsichert ist, kann ich verstehen.
Doch die Art und Weise, wie der Protest an mich herangetragen wird, nötigt
mir höchsten Respekt ab."
Gutachten Eiserner Rhein:
Die Studie, auf die sich die Landesregierung stützt, sieht für den Eisernen
Rhein einen Neubau der Strecke zwischen niederländischer Grenze und Stadtgrenze
Mönchengladbach-Viersen entlang der Autobahn 52 vor. Für Krefeld, Viersen
und Anrath gebe es keine Entlastung.
Fracht: Die Abkürzung TEU steht für "Twenty Foot Equivalent Unit".
Sie gilt als Maßeinheit für die Container-Transportkapazität von
Schiffen und Hafeneinrichtungen (1 TEU entspricht einer 20-Fuß-Containereinheit).