Westdeutsche Zeitung - Freitag, 27. Juli 2007
Eiserner Rhein erregt die Gemüter
Der Einladung des Experten Herbert Zenzes folgen mehr als 100 Betroffene.
Von Tim In der Smitten
Westdeutsche Zeitung - Mönchengladbach.
Dass der Eiserne Rhein - die Güterzugverbindung zwischen den Häfen Antwerpen
und Duisburg - kommt, daran besteht kaum noch ein Zweifel. Dessen ist sich auch
Herbert Zenzes sicher. In den letzten Wochen hat er jede freie Minute damit verbracht,
alle Informationen zum Thema Eiserner Rhein zu sammeln, die er finden konnte.
Zehn Mails an Freunde und Bekannte hat er danach geschrieben, "um euch über
das zu informieren, was ich herausgefunden habe", heißt es darin.
Dass dann mehr als 100 Betroffene in die Gaststätte St. Nikolaus nach Hardt
kamen "macht mich schon etwas sprachlos", gesteht der Leiter einer Viersener
Hauptschule. "Es zeigt aber, wie groß das Informationsbedürfnis
und die Unsicherheit bei den Betroffenen ist", sagt er.
Über 70 Züge können es auf der Strecke täglich werden
Ein Gutachten, das Verkehrsminister Oliver Wittke in Auftrag gegeben hat und über
das die WZ berichtete, hatte ihn hellhörig gemacht. Danach könnte der
Eiserne Rhein auf deutscher Seite nämlich möglicherweise nicht mehr
auf der historischen Trasse durch Rheindahlen, sondern von Venlo kommend entlang
der Autobahn 52 an Hardt vorbei laufen.
"Und die Züge werden kommen. Das habe ich aus allen Gutachten und Stellungnahmen
herauslesen können", so Zenzes. Über 70 Züge sollen es täglich
sein. "Ich will jetzt jedoch nicht Angst schüren, sondern mit vielen
Informationen Sachlichkeit in die Diskussion bringen", sagt er.
So sei seit dem 15. März die Strecke des Eisernen Rheins aus niederländischer
Seite bis zur deutschen Grenze komplett reaktiviert. "Und nach einem durch
den Europäischen Gerichtshof bestätigten Vertrag von 1839 haben die
Belgier weiterhin das Recht den Eisernen Rhein zu nutzen", das hat Zenzes
nachgelesen.
Auch bei der Deutschen Bahn rechne man laut Zenzes mit einer Reaktivierung des
Eisernen Rheins. "So ist im Internet auf der Bahnseite nachzulesen, dass
sie bei Wickrath eine Kurve einbauen wollen, über die die Züge von Antwerpen
dann auch Richtung Verladebahnhof Köln-Eifeltor umschwenken können."
Diese Kurve werde an der historischen Trasse geplant, nicht an der im Gutachten
vorgeschlagenen neu zu bauenden 34 Kilometer langen Strecke entlang der A 52.
"Wer das Gutachten kennt, weiß auch, warum die Bahn so plant",
so Zenzes. So stehe darin, dass jede Streckenführung eine Belastung für
die Anwohner mit sich bringe, die niedrigste jedoch auf der historischen Trasse
zu erwarten sei.
Hardts Bezirksvorsteherin Manuela Luhnen (CDU), die genauso wie Landtagsabgeordneter
Norbert Post und Gladbachs SPD-Vorsitzender Hermann-Josef Krichel-Mäurer
zu der Info-Veranstaltung gekommen waren, sagte zu, in einigen Wochen zu einer
neuen Veranstaltung einzuladen. "Bei der wird dann auch Minister Wittke da
sein und uns Rede und Antwort stehen."