Westdeutsche Zeitung - Mittwoch, 25. Juni 2008
Eiserner Rhein: Alte Trasse ist wieder der Favorit
Bahnstrecke entlang der A52 wäre zu teuer, die Fertigstellung frühestens 2025 möglich.
Von Heike Ahlen und Jürgen Lemke
Westdeutsche Zeitung - KREIS VIERSEN.
Vor einem Jahr machte die Nachricht die Runde, dass möglicherweise entlang
der Autobahn 52 der Eiserne Rhein gebaut werden soll. Seitdem ist eine Menge passiert,
vor allem in Sachen Gerüchteküche. Um Informationen aus wirklich erster
Hand zu bekommen, fuhren die Bürgermeister aus den möglicherweise betroffenen
Gemeinden gemeinsam nach Berlin. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer hatte
einen Termin beim Staatssekretär für Verkehr, Achim Großmann,
vermittelt.
Trasse an der Autobahn kostet 500 bis 900 Millionen Euro
Und die Bürgermeister hörten tatsächlich Neues, wie Niederkrüchtens
Bürgermeister Herbert Winzen berichtet: "Die Belgier drängen wohl
auf die Reaktivierung der historischen Trasse." Sein Viersener Kollege Günter
Thönnessen ergänzte, auch das bundesdeutsche Verkehrsministerium gebe
der alten Trasse den Vorzug. Diese Strecke sei möglicherweise in einem Zeitrahmen
bis 2016 oder 2017 zu realisieren. Die Kosten hierfür betrügen 100 Millionen
Euro. Deshalb, so habe Großmann gesagt, müsse man auch über Alternativen
nachdenken. "Und eine A40-Variante ist für ihn keine mehr, die sei zu
teuer."
Schon bei der für die Grenzländer wichtigen A52-Trasse seien die Kosten
immens. Je nach Gutachten errechne man 600 bis 900 Millionen Euro. "Und
Großmann hat klargestellt, dass der Bund nicht für die Differenz zwischen
beiden Varianten aufkommt", so Winzen weiter. Das Land NRW komme als möglicher
Finanzierer ebenso in Betracht wie die Häfen in Antwerpen oder Duisburg als
Anfangs- und Endpunkt des Eisernen Rheins.
Eine private Finanzierung a la "Das machen die Ölscheichs" habe
Großmann aber ausgeschlossen. Wer das mache, wolle Rendite sehen, die aber
sei nicht gewährleistet.
Neben den Kosten sei es der Fertigstellungszeitpunkt, der die Belgier gegen die
A52-Trasse einnehme: Hier ist das Jahr 2025 angedacht.
Verwunderung herrschte in Berlin angesichts von Aussagen des niederländischen
Verkehrsministers Camiel Eurlings, er bevorzuge die A52-Trasse, und man werde
sich schon "über den Sommer darauf einigen". Es habe bislang keine
Gespräche gegeben, denn in Belgien sei die Politik wegen einer schwierigen
Regierungsbildung für länger zum Erliegen gekommen. Der erste Termin
nun, wo sich die zuständigen Staatssekretäre aller drei Länder
zusammensetzen wollen, sei, so Uwe Schummer, der 10. Juli. Der Staatssekretär
wolle die Bürgermeister auf dem Laufenden halten, so Thönnessen.
Wie Schwalmtals Bürgermeister Reinhold Schulz nimmt er einen positiven Eindruck
mit aus Berlin. "Man zeigt dort, dass man uns ernst nimmt", so Schulz.
Das sei in Düsseldorf nicht der Fall gewesen.