Westdeutsche Zeitung - Freitag, 14. April 2013

Ein Geisterzug namens Eiserner Rhein

Die Güterzugstrecke zwischen dem Ruhrgebiet und Antwerpen kommt nicht von der Stelle. Der Region fehlt ein Bahnkonzept.

Westdeutsche Zeitung - Kreis Viersen. Niederrhein. Briefwechsel, Pressemitteilungen, Gutachten: Der Ordner "Eiserner Rhein" ist umfangreich. Aber dass er auch wirklich inhaltsreich ist, darf bezweifelt werden. Inzwischen hat sich die Güterzugverbindung zwischen dem belgischen Seehafen Antwerpen und dem Ruhrgebiet zu einer Art Loch Ness entwickelt. Der Geisterzug namens Eiserner Rhein taucht immer dann in der politischen Diskussion auf, wenn die Nachrichtenlage ansonsten etwas dünn ist.

Gerade erst hat der umtriebige Krefelder CDU-Fraktionsvorsitzende Wilfrid Fabel wieder versucht, das Thema durch einen Brief an Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer zu beleben. Erfolglos. Die Antwort, die Fabel von Staatssekretär Enak Ferlemann erhielt, klingt eher nach schallender Ohrfeige: "Die von Ihnen übermittelten Beschlüsse führen zu keiner Änderung der Sachlage", heißt es da.


Die Menschen entlang der Trasse müssen vom Lärm entlastet werden

Die Haltung des Bundes: Solange sich Belgien und die Niederlande nicht über eine Trassenführung auf ihrem Terrain verständigen, passiert bei uns gar nichts. Das konnte Fabel nicht auf sich sitzen lassen. Seine schriftliche Retourkutsche nach Berlin: "Wir erwarten vom Bund wie vom Land NRW eine aktive Rolle."


"Wechselseitige Schuld- zuweisungen zwischen Bund und Land akzeptieren wir so nicht."

Wilfrid Fabel, CDU-Fraktionschef Krefeld


Die Menschen entlang der bisherigen Trasse müssten vom Lärm entlastet werden. Dazu sollten alle Beteiligten an einen Tisch geholt werden. Fabel: "Wechselseitige Schuldzuweisungen zwischen Bund und Land sowie den Verweis auf die uneinigen Nachbarstaaten Belgien und Niederlande akzeptieren wir so nicht."

So wird es bei einer Geisterdebatte bleiben. Die Züge rollen. Der Güterverkehr auf der Schiene zwischen Ruhrgebiet und Antwerpen läuft über Krefeld, Viersen, Mönchengladbach und Aachen. Und eine Veränderung wird es erst dann geben, wenn die Region mit einer Zunge spricht und einen von allen akzeptierten Lösungsvorschlag unterbreitet. Das hat das Bundesverkehrsministerium in den vergangenen Jahren bei verschiedensten Projekten immer wieder deutlich gemacht. Wo in der Region Uneinigkeit über ein Projekt besteht, investiert man nicht.

Daraus folgt: Die Region braucht ein Bahnkonzept. Es muss gut sein für die Wirtschaft und für die Menschen. Und es muss einmütig unterstützt werden von allen Kommunen. Eine Herkulesaufgabe. Ob sie gemeistert werden kann, ist unklar. Anpacken müsste sie die Standort Niederrhein GmbH.


Entnommen aus Westdeutsche Zeitung, Niederrhein-Zeitung, 14. April 2013

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