Rheinische Post - Mönchengladbacher Stadtpost - Donnerstag, 22. Juli 2021

Wasserschäden auch im alten JHQ

Enorme Wassermassen unterspülten Straßen und sorgten dafür, dass in Wegberg Campingplätze evakuiert werden mussten. Das könnte Auswirkungen auf die Abrissarbeiten haben, die eigentlich noch in diesem Jahr beginnen könnten.


von Andreas Gruhn

Mönchengladbach (RP). Das JHQ ist in den vergangenen Tagen offenbar stärker von überflutungen betroffen gewesen als bisher bekannt. Am späten Dienstagabend drückten Wassermassen aus dem ehemals militärisch genutzten Areal, rund 60.000 Kubikmeter, auf einen sandigen Staudamm und brachten eine abgesperrte Straße und ein Rückhaltebauwerk auf dem alten JHQ-Gelände zum Einsturz. Hilfskräfte konnten diese nicht mehr aufhalten, sodass zwei Campingplätze in Wegberg evakuiert werden mussten.

Bereits in der vergangenen Woche hatte die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes für Flüchtlinge auf dem Gelände evakuiert werden müssen. 550 Menschen mussten von dieser Unterkunft in andere Einrichtungen verlegt werden. Wie das für Flüchtlinge zuständige Ministerium am Mittwoch mitteilte, wurde das Abpumpsystem in der Einrichtung beschädigt und muss repariert werden, bevor die Bewohner zurück können. "Weitere Schäden sind in den Dachbereichen und in zwei Gebäudeteilen durch mit Wasser vollgelaufene Untergeschosse entstanden", sagte ein Sprecher.

Am Mittwoch begann die Schadensaufnahme im JHQ, an der auch Vertreter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) beteiligt waren. Was genau auf dem Areal durch den Starkregen und daraus folgend hohe Wasserstände passiert ist, muss noch untersucht werden. Nach ersten Einschätzungen der BImA hat es dort aber schon häufiger Unterspülungen von Straßen gegeben. Auch deshalb werde die Liegenschaft abgesperrt und von einem Sicherheitsdienst bewacht.

Nun muss auf dem Gelände allerdings nicht mehr viel saniert werden, abgesehen von möglichen Schäden auf Zufahrten, die von Baufahrzeugen genutzt werden müssen. Denn auf weiten Teilen des rund 470 Hektar großen Areals sollen die bestehenden Gebäude und Straßen abgerissen werden. Wie Norbert Stahl, zuständiger Abteilungsleiter bei der BImA am Mittwoch sagte, werden diese Abrissflächen bewusst entsiegelt, denn sie liegen im Einflussgebiet von Gewässern. "Wir wollen Oberflächenwasser verhindern", sagte Stahl.

Der Plan für den Abbruch steht bereits. Demnach soll in einem ersten Schritt auf einer rund 120 Hektar großen Teilfläche im südwestlichen Bereich mit den Abrissarbeiten begonnen werden. "Derzeit wird die Ausschreibung der Abbrucharbeiten vorbereitet", sagte Bernd Grotefeld, der bei BImA für die Entwicklung JHQ zuständig ist. "Mit den Abbrucharbeiten könnte voraussichtlich im vierten Quartal dieses Jahres begonnen werden. Geplant ist, dass das gesamte Abbruchmaterial durch das Abbruchunternehmen abtransportiert und sodann entweder recycelt oder deponiert wird." Allerdings wird jetzt auch untersucht, wie viel Bauschutt und Abrissmaterial eigentlich in NRW deponiert werden kann. Durch die immensen Schäden in weiten Teilen des Landes fällt derzeit sehr viel Bauschutt an.

Das gesamte Abbruchmaterial soll abtransportiert werden? Eigentlich gehört auch zu dem Plan, auf dem Areal ein Landschaftsbauwerk zu errichten und dazu Teile des Bauschutts zu nutzen. Ein etwa 35 Meter hoher Hügel war bisher auf dem ehemaligen Sportfeld im Westen der Fläche geplant. Ein etwa 700 Meter langer Weg sollte zum höchsten Punkt führen, von wo aus ein Blick über die Baumwipfel hinaus auf das Gesamtgelände ermöglicht werde. So lauteten zumindest die Pläne, die die Stadt zuletzt vor zwei Jahren den Politikern im Stadtrat vorstellte. Offen ist, wie es mit diesem Plan einer "Halde" nun eigentlich weitergehen soll.

Die Abrissarbeiten hätten eigentlich schon 2018 beginnen sollen. Aber der Streit um die Vergabe der Abrissarbeiten verzögerte deren Beginn mehrmals. Auch das ehemalige Krankenhaus auf dem Gelände, wo es oft gebrannt hat, sollte abgerissen werden. Bisher sind dort vor allem Brandabfälle beseitigt worden.

Auf dem rund 470 Hektar großen ehemaligen Militärgelände JHQ stehen zurzeit noch 2000 Gebäude, einschließlich Schulen, Kirchen, Theater, Sportanlagen und ein Einkaufszentrum. Die BImA plant einen sukzessiven Abriss dieser Kleinstadt, die seit sieben Jahren leer steht. Das wird dauern angesichts der vielen Gebäude auf dem Gelände – wahrscheinlich bis 2035. Die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes beansprucht 32 Hektar und bietet damit Platz für perspektivisch 2000 Asylbewerber. Weitere 85 Hektar vermietet die BImA an die Polizei für übungen.



Entnommen aus der Rheinischen Post, Ausgabe Mönchengladbach, 22. Juli 2021

Siehe hierzu auch Artikel vom 4. Juni 2020:
JHQ: Abriss des alten Hospitals verzögert sich



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