Rheinische Post - Donnerstag, 12. Juli 2007
Manuela Luhnen protestierte bei Wittke
VON RALF JÜNGERMANN UND ANDREAS REINERS
Bis zum Minister selbst drang die Hardter Bezirksvorsteherin Manuela Luhnen gestern
nicht vor. Dazu wollten am Viersener Bahnhof zu viele dem NRW-Verkehrsminister
Oliver Wittke ihre Meinung zur geplanten neuen Trasse des Eisernen Rheins sagen.
Doch am Ende konnte Luhnen immerhin dem persönlichen Referenten des Ministers
ihre Stellungnahme in die Hand drücken. Der Inhalt des Schreibens: Sollten
die Güterzüge, wie in der von Wittke favorisierten Variante fahren,
wären die Hardter stark betroffen. "Ich habe ihn gebeten, nach anderen
Lösungsmöglichkeiten zu suchen", so Luhnen.
Die Bezirksvorsteherin hat sich in den vergangenen Wochen intensiv mit dem Thema
befasst und weiß sehr wohl, dass es bis zur Realisierung der Pläne
noch ein weiter Weg ist. "Jetzt müssen ja erst mal in einem Gutachten
die Kosten ermittelt werden", so Luhnen. Dass in Hardt eine Bürgerinitiative
gegen den Eisernen Rhein gegründet werden soll, weiß sie bislang nur
vom Hörensagen. Bei aller Skepsis, ob die Güterzug-Strecke wirklich
entlang der A 52 geführt werden sol, war es Luhnen wichtig, gestern beim
Ortstermin in Viersen dabei zu sein. "Ich finde
es nötig, sich frühzeitig zu Wort zu melden und nicht erst, wenn alles
schon beschlossen ist", sagt Luhnen.
Minister bevorzugt Strecke
Bei seiner Stippvisite im Kreis Viersen bekam Wittke gestern jede Menge Bedenken zu hören: zum Beispiel von Ingrid Menckhoff, die nicht möchte, dass hinter ihrem Gartenzaun an der Wolfskull Güterzüge her donnern. Auf der Autobahnbrücke bei Hehler sagte Landwirt Christian Engels dem Minister vor laufender Kamera seine Meinung. Die Familie Engels ist mit ihrem Hof schon jetzt vom Autobahnlärm stark betroffen. Oliver Wittke hörte geduldig zu, zeigte Verständnis für die Sorgen der Betroffenen. Er machte aber auch klar, dass er die Neubaustrecke an der A 52 bevorzugt. Die Güterfernverbindung sei wichtig für den Wirtschaftsstandort NRW. Dass bereits Gespräche für einen Logistik-Standort am Elmpter Flughafen laufen (die RP berichtete) bestätigte Wittke. Ob auch der Öffentliche Personennahverkehr über die Strecke geführt werden könne, müsse geprüft werden, meinte der Minister.
Protest am Bahnhof
VON ANDREAS REINERS
Landesverkehrsminister Oliver Wittke war gestern in Viersen und
Schwalmtal. Er wollte sich
ein Bild machen vom geplanten Verlauf des Eisernen Rheins in Viersen, Hardt und
Hehler. Anwohner sprachen mit dem Minister.
Ingrid Menckhoff erwischte den Minister, bevor er am Viersener Bahnhof wieder
in den Bus steigen konnte, um weiter nach Hehler zu fahren. Die Anwohnerin der
Viersener Wolfskull kämpft seit Bekanntwerden des Gutachtens zum geplanten
Eisernen Rhein gegen die derzeit bevorzugte A-52-Variante. Die würde nämlich
unmittelbar hinter den Häusern in dem beschaulichen kleinen Nobelwohngebiet
verlaufen. Gestern morgen hatten Ingrid Menckhoff und ihr Ehemann Klaus Nachbarn
mobilisiert, die dem Minister aus Düsseldorf mit Transparenten deutlich machten,
dass sie gegen die Güterzugfernverbindung hinter ihrem Gartenzaun sind.
Auch Brigitte Paulehsen und andere Anwohner des Omperter Weges standen mit Transparenten
vor dem Bahnhof. Doch sie hielten sich eher zurück. Minister Wittke - auf
Initiative des CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Stefan Berger in den Kreis Viersen
gekommen - wollte sich vor Ort ein Bild von der möglichen Trasse und den
Problembereichen machen, wie er später bei einer Pressekonferenz sagte.
In den Viersener Bahnhof fuhr - wie bestellt - ein kleiner Güterzug ein,
gerade als der Minister sich die Lärmproblematik erläutern ließ.
Mit dabei Landtagsabgeordnete, Bürgermeister aus Viersen, Niederkrüchten
und Schwalmtal sowie der
Landrat und viele CDU-Politiker aus Viersen.
Wenig später traf sich Wittke auf der Autobahnbrücke bei Hehler mit
betroffenen Anliegern einer möglichen Trasse in Schwalmtal.
Vor laufenden Kameras sagte Landwirt Christian Engels - unterstützt von seinem
Vater Johannes und anderen Anliegern - dem Minister seine Meinung. Die Familie
Engels ist mit ihrem Hof an der Ungerather Straße schon jetzt vom Autobahnlärm
stark betroffen.
Der CDU-Kreisverband Viersen verknüpft den Bau des Eisernen Rheins entlang
der A 52 mit Forderungen an modernste Bahntechniken sowie vor allem Lärmschutz.
Der müsse "ausreichend" an neuen und bestehenden Strecken gebaut
werden. Anbindung des Personennahverkehrs, eines Logistikzentrums sowie der Häfen
in Krefeld und Neuss sind weitere Forderungen. Solange der Schutz vor Lärm
und Luftverschmutzung nicht geklärt sei und der Eiserne Rhein der Region
keine Vorteile bringe, lehnt die CDU im Kreis Viersen ihn "kategorisch"
ab.
Oliver Wittke hörte geduldig zu, auch später als die Technische Beigeordnete
der Stadt Willich, Martina Stall, den Lärmschutz entlang der bestehenden
Strecke bei Anrath ansprach. Die Bezirksvorsteherin von Hardt, Manuela Luhnen,
war im CDU-Tross dabei und überreichte Parteifreund Wittke ein Schreiben.
Die Anwohner des Mönchengladbacher Stadtteils Hardt wären ebenfalls
vom Eisernen Rhein betroffen und wollen bald eine Bürgerinitiative gründen.
Der Minister zeigte viel Verständnis für die Sorgen der Betroffenen.
Er machte aber auch deutlich, dass er die Neubaustrecke an der A 52 bevorzugt.
Die Güterfernverbindung sei wichtig für den Wirtschaftsstandort NRW.
Dass bereits Gespräche für einen Logistik-Standort am Elmpter Flughafen
laufen (die RP berichtete) bestätigte Wittke. Niederkrüchtens Bürgermeister
Herbert Winzen konnte dieser Idee viel Positives abringen. Immerhin würde
das einige hundert Arbeitsplätze bringen. Ob auch der Öffentliche Personennahverkehr
über die Strecke geführt werden könne, müsse geprüft
werden, meinte der Minister.